US-Luftverkehr Sicherheitslücken bei Amerikas Fluglinien

Von Matthias Lambrecht
Schärfere Kontrollen der US-Luftsicherheitsbehörde werden den Luftverkehr in Nordamerika noch Wochen behindern. Nach Enthüllungen über schlecht gewartete Flugzeuge soll die Anfang April angelaufene Prüfung der Sicherheitspraxis bei den Airlines noch bis Ende Juni dauern.

Dies kündigte eine Sprecherin der US-Luftsicherheitsbehörde FAA an. Die Stilllegung weiterer Flugzeuge könne nicht ausgeschlossen werden. Die FAA steht unter starkem politischem Druck, weil ihr nachlässige Kontrollen in der Vergangenheit vorgeworfen werden. Die Behörde hat daher ihre Sicherheitsanforderungen erhöht.

In den vergangenen Tagen war vor allem American Airlines von den Kontrollen betroffen. Sicherheitsbedenken am Boeing-Modell MD-80 hatten zur vorübergehenden Stilllegung der halben American-Flotte und Dutzender Jets anderer Gesellschaften geführt.

Gestrandete Passagiere

Allein am Donnerstag musste die größte US-Fluglinie mehr als 900 Flüge streichen, weil rund 300 Jets nicht den Vorschriften entsprachen und durchgecheckt werden mussten. Insgesamt fielen bei American Airlines seit Montag fast 2500 Flüge aus, rund eine Viertelmillion Passagiere waren davon betroffen.

Die Ausfälle treffen die Fluggesellschaften in einer Phase hoher Belastungen durch drastisch gestiegene Treibstoffpreise und die drohende Rezession in den USA. "Das hätte zu keinem schlechteren Zeitpunkt kommen können", sagte Dan Garton, Executive Vice President von American Airlines.

Marktbeobachter rechnen bereits für das erste Quartal mit mehr als 300 Millionen Dollar Verlust beim Mutterkonzern AMR. Jim Corridore, Analyst bei Standard & Poor's, korrigierte seine Prognose für das Gesamtjahr und rechnet wegen zusätzlicher Treibstoffkosten und wiederholter Inspektionen mit einem Verlust pro Aktie von 95 Cent statt eines Gewinns von 1,50 Dollar.

Belastungen in Millionenhöhe

Alan Bender, Professor für Luftfahrtwirtschaft aus Daytona Beach, geht davon aus, dass sich die Belastungen für American, etwa durch Entschädigungszahlungen, auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag addieren. "Etwas in dieser Größenordnung hat es seit den Anfängen der Jet-Ära in den 60er- und 70er-Jahren nicht gegeben", sagte Bender. Die AMR-Aktie, die am Mittwoch um rund elf Prozent eingebrochen war, erholte sich am Donnerstag dennoch und lag am Mittag mit einem Plus von 5,8 Prozent bei 9,70 Dollar.

American setzt die MD-80-Jets im US-Inlandsverkehr ein. Die FAA hatte bemängelt, dass es durch nicht vorschriftsmäßig verknüpfte Steuerkabel zu Kurzschlüssen und damit zu Explosionen kommen könnte. Öffentlich gewordene Kritik von FAA-Insidern hatte dazu geführt, dass den Fluglinien nun weniger Spielräume bei der Auslegung der Sicherheitsstandards eingeräumt werden. Southwest Airlines droht etwa wegen mangelhafter Inspektion von Flugzeugrümpfen bereits aus vorangegangenen Untersuchungen eine Rekordstrafe der FAA von 10,2 Millionen Dollar.

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