So sehr ich diesen Überfluss an Eindrücken und Bildern genieße, so sehr muss ich aufpassen, hier nicht in einen Modus der "Reizüberflutung" zu geraten. Wir fliegen an einigen Tagen vier bis fünf Stunden, meist mit Pausen zur Ein- oder Ausreise oder zum Tanken. Danach folgt meist noch ein langer Weg bis zu unserer Unterkunft und am Abend bin ich damit beschäftigt Bilder runter zu laden und die besseren von den schlechteren zu trennen. Lange Abende vor dem Kamin mit einem Gläschen Whiskey gibt es nicht.
Zahlen statt Whiskey
Stattdessen beschäftige ich mit Zahlen: GPS auslesen, Daten abgleichen, alles runterrechnen auf E-Mail-Größe und dann noch versuchen, irgendwo eine Internet-Verbindung zu finden. Wenn das nicht klappt, baue ich unsere eigene Satelliten-Antenne auf, um die Daten zu übertragen, doch das kostet Zeit und Nerven. Aber nun ist diese Reise für mich ja auch keine Vergnügungsreise, sondern eine einmalige Gelegenheit, große Teile Afrikas aus der Luft zu erleben und festzuhalten. Aber ein wenig schwindelig ist mir schon.
Inzwischen sind wir in Gonder angekommen. Gonder ist eine Stadt mit etwa 110.000 Einwohnern in Äthiopien und die Hauptstadt der Region Amhara. Von 1636 bis 1855 war Gonder sogar äthiopische Hauptstadt. In Gonder finden sich Schlösser und zahlreiche Kirchen. Es ist nicht geklärt, wer die Baumeister der Schlösser waren, doch es werden portugiesische, indische und maurische Einflüsse vermutet. Trotz des Bombardements der Briten im Befreiungskampf von 1941 blieben die meisten Bauten von Gonder erstaunlich gut erhalten.
Kein Sprit in der Kiste
Bei der Ausreise aus dem Sudan in Al Damazien trafen wir auf eine UN-Truppe aus Pakistan, die dort eine technische Versorgungseinheit für Helikopter unterhalten. Leider konnten die uns auch nicht mit Treibstoff aushelfen. Doch wir konnten uns schließlich selbst helfen, indem wir Treibstoff aus unserem Begleitflugzeug umgefüllt haben. In Zukunft werden wir immer eine Reserve im Extra-Tank mitführen - Lektion gelernt. Mit den Soldaten aus Pakistan haben wir während der zwei Stunden Zwangspause nett geplaudert und die eine oder andere Kappe - blau gegen braun - hat den Besitzer gewechselt.