Nach dem Erstflug im Juni ist der Airbus A350 für Kältetests in der kanadischen Eiswüste gelandet. Zuvor hatten die Piloten Triebwerksausfälle in großer Höhe simuliert. Wir zeigen erste Fotos vom Härtetest.
Der Airbus A350 ist der Hoffnungsträger aus Toulouse. Bei dem komplett neu konstruierten Jet handelt es sich um die Antwort des europäischen Flugzeugbauers auf Boeings Dreamliner, von dem bereits mehr als hundert Exemplare ausgeliefert wurden - allen Kinderkrankheiten zum Trotz. Der ebenfalls aus modernen Verbundwerkstoffen gefertigte Airbus A350 hob im Juni des vergangenen Jahres erfolgreich zum Erstflug am Werksflughafen in Toulouse ab.
Seitdem absolviert die A350-Flotte ein umfangreiches Testprogramm. Insgesamt 2500 Flugstunden sollen die fünf Maschinen absolvieren. Vor wenigen Tagen landete ein Exemplar mit 48 Airbus-Ingenieuren an Bord auf dem Flughafen von Iqaluit, der Hauptstadt des Territoriums Nunavut, im hohen Norden Kanadas zwischen der Hudson Bay und Grönland gelegen.
Bei Temperaturen von -25 Grad herrschen dort ideale Voraussetzungen, um Kältetests durchzuführen, die für die Zulassung eines Passagierflugzeug erforderlich sind. So werden nach einer eiskalten Nacht im Freien alle Systeme hochgefahren. Sowohl die Hilfsturbine im Heck als auch die Triebwerke müssen problemlos anspringen. Auch werden das Rollen zur Startbahn unter arktischen Bedingungen sowie die Schubumkehr bei Schneefall getestet.
Kurz zuvor war dieselbe Maschine mit der Baunummer MSN 3 noch in Südamerika unterwegs. Die beiden Flughäfen von Cochabamba und La Paz in Bolivien sind wegen ihrer Höhe in 2500 und 4000 Metern für ihre "dünne Luft" berüchtigt. Aufgrund des geringen Sauerstoffgehalts produzieren die Triebwerke hier weniger Schub. Daher überprüfen die Testpiloten zum Beispiel, wie sich der Airbus A350 verhält, wenn beim Start plötzlich ein Triebwerk ausfällt. Auch Durchstartmanöver und Grenzsituationen für den Autopiloten stehen auf dem Programm.
Verläuft das Testprogramm weiter nach Plan, dürfte der Airbus A350-900 im vierten Quartal dieses Jahres seine Zulassung durch die europäische und amerikanische Luftfahrtbehörde erhalten. Mehr als 800 Maschinen des Typs haben 39 Airlines bereits bestellt. Dazu gehört auch die Lufthansa mit 25 Exemplaren.
In den Werkshallen in Toulouse hat derweil ein anderer Airbus A350 eine Sonderlackierung erhalten. Am Dienstag kam Akbar Al Baker, der Chef von Qatar Airways, zum Kurzbesuch in den Airbus-Hangar, um sich über den Stand der Dinge zu informieren: "Ich bin sehr zufrieden mit dem, was ich gesehen habe. Ich vertraue darauf, dass wir den ersten A350-Jet in diesem Jahr erhalten."
Akbar Al Baker übt sich dabei im Zweckoptimismus. Kein Wunder, denn er ist ein gebranntes Kind: Den ersten Dreamliner hatte Boeing mit mehr als zweijähriger Verspätung an Qatar Airways ausgeliefert.