Nach seinem nahezu perfekten Start ins letzte Highlight der ATP-Saison zeigte Alexander Zverev tierische Freude - und das sogar im wahrsten Sinne des Wortes. Der Tennisstar postete bei Instagram ein Video von seinem Dackel Mischka, der seinem Herrchen in den Katakomben der Inalpi Arena schwanzwedelnd in die Arme lief und ihm das Gesicht abschlecken durfte. Die Journalisten mussten rund anderthalb Stunden warten, ehe Zverev sich zu seinem durchaus beeindruckenden 6:3, 7:6 (8:6)-Auftaktsieg bei den ATP Finals gegen den US-Amerikaner Ben Shelton äußerte.
"Bad Boy", sagte ein Medienvertreter schmunzelnd zu Zverev, ehe die Fragerunde um kurz vor Mitternacht begann. Der Weltranglistendritte reagierte äußerst gelassen auf diesen kleinen Scherz - genauso gelassen nahm er aber auch die Lobeshymnen auf seinen erfolgreichen Start ins Prestigeturnier in Turin. "Ich weiß, dass es alle sehr, sehr komisch finden, wenn ich auch mal gegen gute Spieler gewinnen kann heutzutage. Aber für mich möchte ich das immer noch als Normalität sehen und nicht mehr daraus machen, als es ist", sagte der 28-Jährige.
Ex-Profi Kohlschreiber schwärmt
Vor Turnierstart hatten vor allem körperliche Probleme Zweifel aufkommen lassen, ob Zverev im Kräftemessen der besten Spieler des Jahres Chancen aufs Halbfinale, Finale oder gar auf seinen dritten Titel nach 2018 und 2021 hat. Im Duell mit Shelton wirkte der Olympiasieger von 2021 fit, frisch und hochkonzentriert.
"Das war Sascha Zverev at his best", schwärmte Ex-Spieler Philipp Kohlschreiber bei Sky. Zverev habe damit auch an die Adresse der zwei Ausnahmekönner Jannik Sinner und Carlos Alcaraz "ein Ausrufezeichen gesetzt", meinte Kohlschreiber: "Mit so einer Leistung wie im ersten Satz: Halbfinale minimum!"
Urschrei nach gewonnenem Matchball
Die Statistiken im Match gegen Shelton sprechen zumindest nicht dagegen. Zverev gewann 84 Prozent der Punkte, wenn sein erster Aufschlag ins Feld kam - ein herausragender Wert. Und auch beim zweiten Aufschlag (70 Prozent) wackelte er nicht. Deswegen musste Zverev auch keine einzige Breakchance gegen sich abwehren.
Der Hamburger leistete sich auch von der Grundlinie nur wenige Fehler, und im Tiebreak des zweiten Satzes kämpfte er sich von einem 0:4-Rückstand erfolgreich zurück und wehrte drei Satzbälle gegen sich ab. Die Freude über die starke Leistung ließ er in einem gewaltigen Jubelschrei heraus. "Ich finde, dass ich ein fantastisches Match gespielt habe, und da darf man sich auch freuen", sagte Zverev dazu.
Jetzt gegen Sinner und Auger-Aliassime
Er habe nun etwas Zeit zum Regenerieren und schaue "auf die nächsten Matches, die auch schwierig werden". Weitere Gruppengegner des Deutschen sind Italiens Tennis-Ass Sinner und der Kanadier Felix Auger-Aliassime. Die beiden Besten der zwei Vierergruppen ziehen ins Halbfinale ein. Vor allem das Duell mit Sinner, gegen den er jüngst beim Halbfinale in Paris beeinträchtigt durch einen geschwollenen Knöchel eine 0:6, 1:6-Pleite kassierte, wird richtungsweisend sein.
"Sinner ist momentan der beste Spieler auf diesem Belag, gar keine Frage. Deswegen erwarte ich ein sehr schweres Match", sagte die deutsche Nummer 1. Sollte er topfit sein, habe er aber auch gegen den Weltranglistenersten eine Chance. Kohlschreiber glaubt nach dem gelungenen Auftakt mehr denn je an Zverevs Möglichkeiten: "Sascha ist vollgepackt mit Selbstvertrauen."
Und er hat einen neuen Wegbegleiter in seinem Team. Es ist zwar kein neuer Trainer, wie manche Experten wie Tennis-Ikone Boris Becker fordern. Aber Dackel Mischka scheint Zverev zumindest positive Energie zu geben. "Ich bin total verliebt in ihn", sagte er der "Bild". Er hat den Hund seiner Freundin Sophia Thomalla geschenkt, deren Hund in diesem Jahr verstorben ist. "Ich habe ihr Mischka zum Geburtstag gekauft und nun ist er Teil der Familie." Seit drei Wochen begleitet er Zverev auch auf der Tennis-Tour.