Endlich, endlich, endlich, kann man da nur sagen. Die Formel 1 hat bei diesem hochdramatischen Saison-Finale in Brasilien das zurückerobert, was für eine Sportart unumgänglich ist: Spannung, Emotionen, packende Duelle Mann gegen Mann.
In São Paulo ist Lewis Hamilton nicht nur in allerletzter Sekunde Weltmeister geworden, sondern er hat noch viel mehr erreicht. Hamilton hat mit diesem unglaublichen Rennen eine Wirkung erzielt, die noch sehr lange auf Fans, Zuschauer und Interessierte des Motor-Wahnsinns Formel 1 ausstrahlen wird. Hamilton und alle anderen Fahrer haben der Formel 1 neues Leben eingehaucht.
"Das ist großer Sport gewesen", sagte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug nach dem Triumph seines Schützlings und implizierte damit, wenn auch ungewollt, eines: Hamiltons Erfolg ist einer im Doppelpack. Für Hamilton selbst, aber auch für die gesamte Branche. Denn die unterlag in diesem Jahr gewissen Abnutzungserscheinungen.
Da gingen die Fahrer abseits der Strecke permanent verbal aufeinander los, da wurde diskutiert über Kosten, über neue Technologien wie dem Energierückgewinnungssystem Kers oder über die Reifenfrage im nächsten Jahr. Die Teams und der Automobil-Weltverband Fia stritten sich über den Einheitsmotor oder darüber, in welchem Finanz-Paradies denn zukünftig gefahren werden soll.
Viel Gerede, wenig Sport.
Zum Abschluss gab es nun ein Rennen, das diesem Eindruck konsequent entgegenwirkte. Das Saison-Finale wurde zum Nerventhriller per excellence. Und alle waren glücklich. "Ferrari wie Schalke" schreibt die "Bild" und vergleicht die Formel 1 mit dem emotionsgeladenen Volkssport Fußball.
Die Beteiligten des Brasilien-Dramas sprachen von "Ekstase", "herzzerreißend" und anderem Gefühls-Wahnsinn. Sogar ein Michael Schumacher, berühmt-berüchtigt für sein analytisches Wesen, lobte Konkurrent Hamilton in den höchsten Tönen. Auch er war einfach nur noch hin und weg. Ganz zu schweigen von Englands Premierminister Gordon Brown, der Hamilton gar den Titel einer "Sportlegende" zuschusterte.
Es ist völlig egal, wie viel Geld der neue Weltmeister Lewis Hamilton in seiner Karriere noch verdienen wird oder wie viele Titel er letztendlich sammeln wird. Denn das Fazit dieses Wochenendes ist ein anderes: Die Formel 1 ist endlich wieder zurück beim Volk.