1. Bundesliga Warum Raúls Abschied Schalke helfen könnte

Raúl gehört das Momentum auf Schalke. Er ist Publikumsliebling und einer der Stars der Bundesliga. Warum es gerade in Hinsicht auf die Zukunft von Schalke 04 von Vorteil sein könnte, wenn der Spanier geht, lesen Sie hier.

Raúl ist ein absoluter Publikumsliebling auf Schalke. Er ist mit seiner bescheidenden Art, seinem unermüdlichen Engagement und seinen tollen Toren eine absolute Bereicherung für die Bundesliga. Wir meinen, es kann für Schalke trotzdem von Vorteil sein, wenn Raúl den Verein verlässt.

Raúl ist ein Highlight

Raúl ist seit seinem Wechsel im Juli 2010 nach Gelsenkirchen ein Liebling der Fans. Die anfänglichen Bedenken, der damals 33-jährige Spanier sei nicht mehr fit genug für die Bundesliga, verflüchtigten sich schnell. Raul zauberte, lupfte, aber was die Schalker Fans besonders beeindruckte, der Spanier ging auch jedem Ball nach, rackerte und kämpfte. Ein solcher Spieler passte zu Schalke, da war man sich schnell einig.

Sein Trikot ist das meist bestellte Knappen-Jersey der letzten Jahre. Raúl sicherte aber auch auf dem Feld die Einnahmen für den Club. In der Champions League-Saison des letzten Jahres trumpfte er groß auf. Raúl schoss fünf Tore und gab drei Vorlagen in 12 Champions League-Partien. In der diesjährigen Europa League traf er vier Mal und gab zwei Vorlagen in elf Spielen. In der ersten Bundesligasaison auf Schalke traf er 13 Mal (3 Vorlagen), in der laufenden Saison 14 Mal (fünf Vorlagen).

Raúl ist ein Heimstürmer 

Doch Raúls Leistungen muss man differenzierter betrachten. Auswärts traf Raúl in dieser Saison erst zwei Mal. Seine Auswärtsleistungen stehen mit einem sportal.de-Notenschnitt von nur 4,1 zu Buche (3,4 insgesamt). Bei Heimspielen hat er zwischen 65 und 70 Ballkontakte im Spiel, in Auswärtspartien sind es zwischen 50-55. Gegen läuferisch und kämpferisch starke Teams geht er auf fremdem Platz nicht selten unter. In Freiburg stand Raúl bis zur 71. Minute auf dem Platz, hatte bis dahin gerade mal 19 Ballkontakte.

Für einen Stürmer nicht ungewöhnlich, doch Raúl spielt auf Schalke eine Art Zehner. Der Schalke-Raúl ist ein Spielmacher. Doch die Leistungen des Superstars Raúl auf dieser Position schwanken durchaus. Ein weiterer Punkt, der vielleicht noch viel wichtiger wiegt, sind die Dinge, die auf Schalke nicht passieren, weil Raúl da ist.

Holtby, Draxler und Jurado müssen warten

Schalke hat ein Überangebot an offensiven Mittelfeldspielern. Für Lewis Holtby, Julian Draxler, Jose Jurado und Alexander Baumjohann ist die Zehn die beste Position. Doch dort spielt ja Raúl. Manager Horst Heldt muss die Kaderplanung und die Zukunft der Talente auf Schalke durchaus auch in dieser Hinsicht im Auge behalten.

Lewis Holtby ist kein wirklicher Sechser (bzw. Achter). Auf der Position neben Jermaine Jones machte er mehr schlechte, als gute Spiele. Für die Flügel ist er schlicht zu langsam. Der technisch versierte und abschlussstarke Holtby zeigte in der U 21, was er auf seiner besten Position leisten kann. Doch auf Schalke muss er warten, bis seine Zeit gekommen ist.

Raúl blockt die Entwicklung der Talente

Noch ist Raúl durch seine Erfahrung, sein gutes Passspiel und seinen Torriecher besser als Holtby. Doch gibt man Raúl einen Zweijahresvertrag, würde die Entwicklung von Holtby weiter geblockt. Auch Julian Draxler, der derzeit erfolgreich auf der linken Seite spielt, wäre ein Kandidat für die Zehn. Denn auch Draxler ist nicht der schnellste Spieler, kann seinen beidfüßigen Abschluss auf Außen kaum zur Geltung bringen. Das Top-Talent wäre in der Mitte besser aufgehoben. Von Jose Jurado ganz zu schweigen.

Viele Talente für einen Platz, den der 34-jährige Raúl besetzt. In dieser Saison tut er das vollkommen zu recht, doch soll man noch ein Jahr die Zukunft aufschieben? Schalke sollte froh sein, dass Raúl zwei Jahre tolle Leistungen gebracht und den Verein in In- und Ausland glänzend repräsentiert hat, aber man sollte den Bogen nicht überspannen.

Raúl auf der Bank? Ein Unding

Denn eines will auch der größte Raúl-Fan nicht: Einen Raúl auf der Ersatzbank. Einen unwürdigen Abgang hat der Spanier nicht verdient. Die weitere Blockade der Toptalente Holtby und Draxler nützt den Schalkern auf lange Sicht ebenfalls nicht. In vielen Vereinen hat man zu spät den Schnitt bei alternden Stars gemacht (z.B.: Chelsea, Inter). Warum nicht aufhören, wenn es am schönsten ist. Die Talente würden es danken.

Michel Massing

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