Ralf Ragnick ist zurzeit wahrlich nicht zu beneiden. Mit Simak sein bester Spieler verschollen und nun auch noch im prestigeträchtigen Lokalderby gegen den Altmeister Braunschweig aus der Regionalliga im DFB-Pokal verloren - den Fans geht langsam die Geduld aus.
Fans tobten
Nur mit Mühe und unter Polizeischutz konnte Ralf Rangnick sie nach dem Aus im DFB-Pokal beruhigen. Mit einem Megafon in der Hand sprach er zu den aufgebrachten Anhängern: "Jungs, ich kann das verstehen. Wir sind genauso enttäuscht wie ihr." Während die Fans des ausgeschiedenen Fußball-Bundesligisten tobten und randalierten, feierten die Braunschweiger ausgelassen den zweiten Sieg des Pokalschrecks aus der Regionalliga gegen einen Erstligisten.
Die besten Fans der Welt?
Weil die Stimmung so aggressiv war und die 96-Spieler zuvor auf dem Weg zum Bus mit Flaschen, Bechern und Feuerzeugen beworfen worden waren, schoben sich Polizisten vor den Zaun zwischen Rangnick und Fans. "Wir brauchen euch gerade jetzt", rief der gelernte Pädagoge beschwörend, "ihr seid die besten Fans in Deutschland." Doch die Beschwichtigung gelang nach der 0:2-Niederlage im prestigeträchtigen Niedersachsen-Derby nur zum Teil. Einige Hannoveraner randalierten weiter. Sie zerstörten trotz massiver Polizeipräsenz Fenster der Busse, die sie zum Bahnhof brachten.
Niederlage gegen Braunschweig eine Todsünde
Ausgerechnet gegen den vermeintlich kleinen Nachbarn auszuscheiden, steigerte die Wut der seit Wochen enttäuschten 96- Anhänger. "Alles andere wird früher oder später verziehen, aber eine Niederlage gegen Braunschweig nie", beschrieb Hannovers Manager- Assistent Carsten Linke die besondere Brisanz des Derbys. Das gilt besonders, wenn die Profis so wenig Gegenwehr leisten wie gegen die kämpferisch überzeugenden Amateure.
Auf der Pressekonferenz klagte Ralf Rangnick: «Ich war sehr enttäuscht, wie wenige bereit waren, 100 Prozent zu geben.» Wie der Trainer selbst hatten die meisten Profis die Brisanz und die Bedeutung des Derbys offenbar unterschätzt.
Für Rangnick wird es langsam eng
Für Hannovers Coach, der in der vergangenen Saison bereits kurz vor dem Rauswurf stand, wird die Situation immer schwieriger. Trotz des guten Saisonstarts steckt sein Team in einer tiefen Krise. Nach fünf Pflichtspielen ohne Sieg steht Rangnick vor der Partie in Köln wieder unter Druck. In Hannover droht eine erneute Trainer- Diskussion. "Es spielt keine Rolle, ob ich das befürchte", wehrte Rangnick entsprechende Fragen ab: "Damit beschäftige ich mich Null- Komma-Null."
Club-Chef Martin Kind zeigte sich erschüttert über das Erlebte: "Nach der jämmerlichen Leistung erwarte ich eine andere Vorstellung am Samstag in Köln", übte er gezielt Druck auf die Profis aus. Denn die werden es richten müssen - für Neuverpflichtungen sei kein Geld in der Kasse, machte der Vorstandsvorsitzende deutlich. Auch eine Trainerdiskussion gebe es nicht.