Wie bewerten Sie das Spiel in Slowenien?
Klinsmann: "Zum einen sind wir zufrieden, dass wir hier in Slowenien 1:0 gewonnen haben, wenn auch etwas glücklich. Es ist uns aber auch bewusst, dass wir in gewissen Phasen nicht zu unserem Rhythmus gefunden haben. Wir haben den Fehler gemacht, uns in Einzelsituationen zu verlieren. In der zweiten Halbzeit hatten wir dann das Quäntchen Glück, dass wir kein Gegentor bekommen haben."
Wie ordnen Sie die Leistung Ihrer Mannschaft ein?
"Es ist schwer zu sagen: Die Mannschaft hat sich sehr bemüht, auch nach vorne zu spielen. Im Vergleich zu den letzten Spielen, vor allem dem 2:2 gegen Argentinien, fehlte das Kombinationsspiel und wir haben uns individuelle Fehler in den Zweikämpfen erlaubt. Die hätten auch zum 1:1 führen können. Aber das gehört auch mal dazu, dass man so ein Spiel übersteht."
Warum kam das Team nicht in den Rhythmus?
"Die Gastgeber haben uns das Leben schwer gemacht, permanent unseren Spielfluss unterbrochen. Die Vierer-Abwehrkette der Slowenen hat sich sehr gut auf unsere drei Spitzen eingestellt und Lukas Podolski sowie Oliver Neuville kaum die Möglichkeit gegeben, sich durchzusetzen. Wir nehmen mit Sicherheit einige Erfahrungswerte mit. Dennoch habe ich der Mannschaft für ihr Engagement und ihre Hartnäckigkeit, in so einer zerfahrenen Partie weiter den Rhythmus zu suchen, ein Lob ausgesprochen. Italien hat hier 0:1 verloren. Das heißt nicht, dass wir die Fehler nicht diskutieren und analysieren."
Das Spiel wurde von Ausschreitungen deutscher Fans stark belastet. Was sagen Sie dazu?
"Das hat natürlich absolut nichts zu suchen bei uns, bei den Länderspielen und im Sport generell, nirgends. Es ist schade, dass diese Krawall-Macher diese Plattform nutzen können. Das ist absolut sinnlos und gefährlich. Das tut uns sehr, sehr leid, dafür schämen wir uns. Es gibt ein sehr schlechtes Bild für uns, vor allem natürlich als Gastgeber der Weltmeisterschaft 2006. Ich kenne mich nicht in der rechtlichen Frage aus, was man hätte besser machen können, aber es ist sehr bedauerlich."
Inwieweit haben Spieler wie Oliver Neuville oder Frank Baumann, die seit längerer Zeit wieder dabei waren, ihre Chance vergeben?
"Gerade nach so einem zerfahrenen Spiel ist es schwierig zu sagen, wir gehen in die Einzelbewertung. Es war wichtig, dass sie hier dabei waren und ein Gefühl dafür bekommen, was wir vorhaben. Wenn der Oliver ein bisschen Glück hat, macht er mit seinem Drehschuss sogar das 2:0. Unabhängig von den neuen Alten ist es uns nicht geglückt, den Fluss zu finden."
Sind die Fehler auf die Jugend vieler Spieler zurückzuführen?
"Erst einmal sind wir froh, dass diese Fehler jetzt passieren und nicht in einem Jahr. Solche Dinge sind auch wichtige Erfahrungswerte. Wir haben immer gesagt, diese Spieler können Fehler machen. Nur wenn sie spielen und sich diese Erfahrungswerte raussaugen, können sie sich weiter entwickeln. Wir hätten auch ein 1:1 in Kauf genommen, um solche Dinge mitzumachen, so eine Hektik, Zerfahrenheit, auch die Nickligkeiten zu erleben. Das gehört mit dazu, und das bringt sie nach vorne."