Valerien, 25 Grad, keine Wolke am Himmel, um uns herum riesige Hochhäuser. Wie gefällt Ihnen Dubai?
Ich bin jetzt bereits das dritte Mal hier und finde es sehr interessant, welche Richtung die Stadtväter von Dubai eingeschlagen haben. Hier wird an jeder Ecke gebaut. Klar, hier im Hotel bekommt man davon nichts mit, aber schon auf der Fahrt zum Trainingsgelände sieht man die dollsten Dinge. Das alles hier erinnert mich sehr an Miami. Auch wegen des Wetters, die Bedingungen sind wirklich ideal.
Die Bayern sind auf Einladung des Scheichs Mohammad bin Rashid Al Maktoum hier in Dubai. Haben Sie den eigentlich schon mal zu Gesicht bekommen?
Ja, wir waren am Dienstag auf einer Gala in seinem Palast. Einer seiner Söhne ist übrigens großer Bayern-Fan. Der andere mag Manchester United lieber. Mit ihm gesprochen haben aber nur unser Trainer und Owen Hargreaves. Unser Besuch beim Scheich war auch eine Geste. Man muss etwas zurückgeben, wenn man eingeladen wird.
Sie haben eine lange Leidenszeit hinter sich und können auch heute noch nicht wieder am Mannschaftstraining teilnehmen. Stattdessen ackern Sie mit anderen Bayern-Rekonvaleszenten gesondert - auch in der trainingsfreien Zeit. Wie geht es Ihnen und wann können die Bayern wieder richtig mit Ihnen planen?
Ich fühle mich immer wohler. Eben habe ich zum ersten Mal eine Stunde am Stück richtig durchziehen können. Ausdauer, Kraft, Schusstraining, Tempowechsel, von allem war ein bisschen dabei. Und es lief erstaunlich gut. Das war ein großer Fortschritt, aber auch mein Ziel.
Ihre Konkurrenten um einen Stammplatz in der Innenverteidigung heißen Daniel van Buyten und Lucio. Die beiden haben sich da festgebissen. Haben Sie Angst, bei den großen Bayern zum Edelreservisten zu verkommen?
Wer sagt denn, dass ich es bin, der sich auf die Bank setzen muss. Es kann ja auch die anderen treffen. Wer mich kennt, weiß, dass ich niemals Angst habe. Aber ich bin auch Realist. Ich war lange draußen, war schwer verletzt. Nun kämpfe ich mich langsam wieder heran. Jedes Spiel ist nach so einer Verletzung jetzt positiv für mich. Alles andere wird man sehen.
Wenn der Trainer aber vielleicht nun doch auf eine Dreierkette in der Defensive umstellen würde, dann könnten van Buyten, Lucio und Ismael nebeneinander auflaufen. Was halten Sie von dieser taktischen Ausrichtung, können die Bayern so spielen?
Die Dreierkette ist ein System, das zu unserer Mannschaft passt. Auch weil wir keinen echten Spielmacher im Team haben. Eine neue Variante würde uns vielleicht mal ganz gut tun. Bis jetzt haben wir in der Defensive immer mit der gleichen Ausrichtung gespielt. Mit einer Dreierkette hätte man insgesamt mehr Möglichkeiten nach vorne. Ich persönlich befürworte diese Lösung - egal gegen welchen Gegner.
Die sportliche Bilanz nach der Hinrunde fällt für die Bayern eher durchwachsen aus: Platz drei in der Liga, Aus im DFB-Pokal. Immerhin steht der Verein im Achtelfinale der Champions League und muss dort gegen Real Madrid ran. Ganz Fußball-Deutschland spricht derzeit viel lieber über Werder Bremen, Ihren alten Verein. Bereuen Sie manchmal so ganz im Stillen, dass Sie dort nicht mehr spielen?
Ich bereue nur, dass ich mich damals wegen des schnellen Transfers nicht mehr vernünftig verabschieden konnte. Rein sportlich gesehen, war das genau der richtige, weil logische Schritt.
Aber Werder ist doch viel weiter als noch vor zwei Jahren. Die beiden Vereine begegnen sich mittlerweile auf Augenhöhe.
Sie haben ja recht. Momentan spielt Werder wunderbaren Fußball, aber was ist in sechs Monaten? Wir haben oftmals nicht gut gespielt und liegen dennoch nur drei Punkte hinter den Bremern. Auch das darf man nicht vergessen.
Uli Hoeneß hat für die Zukunft eine offensivere Einkaufspolitik angekündigt. Der Name Miroslav Klose fällt diesbezüglich immer häufiger. Wäre das einer für die Bayern?
Natürlich, Miro wird sich immer durchsetzen, auch bei uns. Wenn irgendwie die Möglichkeit bestehen sollte, diesen Mann zu verpflichten, muss der Verein handeln. Klose ist ein ganz anderer Stürmertyp als Podolski, Pizarro oder Makaay. Das würde wirklich super passen. Allerdings weiß ich selber aus etlichen Telefonaten mit Miro, dass er lieber ins Ausland wechseln möchte. Mein Gefühl sagt mir, dass er Werder nach dieser Saison verlassen wird.
Sie starten mit einem Freitagabendspiel gegen Borussia Dortmund in die Rückrunde. Wie wichtig ist diese Partie gerade auch im Hinblick auf den weiteren Saisonverlauf?
Enorm wichtig! Wir haben genau vor einem Jahr gegen Borussia Mönchengladbach auch vorlegen können und sind Deutscher Meister geworden. Wir können der Konkurrenz - bevor diese überhaupt eingreift - gleich zeigen, dass wir voll da sind. Danach folgt eine Englische Woche. Ich bin mir sicher, dass zu Beginn der Rückrunde die Weichen gestellt werden. Das ist vor allem dann eine mentale Geschichte. Körperlich werden sich die Spitzenteams nach der harten Vorbereitung nicht viel nehmen. Entscheidend ist, dass du im Kopf frisch bist.
Wird es am Ende auf einen Zweikampf um den Titel zwischen Werder und den Bayern hinauslaufen?
Ich glaube schon, wobei man Schalke auf keinen Fall abschreiben darf. Die sind aus allen Wettbewerben herausgeflogen und können sich voll auf die Bundesliga konzentrieren. Das kann ein entscheidender Vorteil sein. Also dann vielleicht doch eher ein Dreikampf. Mit Stuttgart rechne ich eigentlich nicht.