Nationalspieler Sami Khedira sieht die Debatte um das Singen oder Nichtsingen der Nationalhymne als ein Thema, "das künstlich aufgebauscht" wurde. "Das ist sehr schön und ein gutes Zeichen, wenn man die Nationalhymne singt. Aber man kann nicht darauf schließen, dass man dann ein guter Deutscher ist", erklärte der 25-Jährige. Der Deutsch-Tunesier Khedira selbst singt vor Länderspielen nicht mit.
"Ein guter Deutscher ist man, wenn man gut die Sprache spricht und die Werte annimmt", sagte Khedira vor dem Testländerspiel an diesem in Frankfurt gegen Argentinien. Eine andere Deutung wäre "nicht fair", betonte der in Stuttgart geborene Mittelfeldspieler, der derzeit bei Real Madrid unter Vertrag steht. "Weil wir alles für unser Land tun, nicht nur auf dem Platz, sondern auch außerhalb", ergänzte Khedira mit Hinweis auf die U-21-Europameisterschaft 2009. Damals führte er als Kapitän das deutsche Team zum Titel. Acht Spieler mit Migrationshintergrund kamen beim 4:0-Finale gegen England zum Einsatz, und keiner habe nach der Hymne gefragt, erinnerte Khedira.
Khedira stellt sich vor Löw
Einen Tag nach der emotionalen Brandrede des Bundestrainers verurteilte auch der Mittelfeldabräumer die "teilweise beleidigenden" Kritiken nach dem vorzeitigen Titel-Aus. "Das war nicht die feine englische Art. Da wurden Dinge in den Raum geworfen, die nichts mit Sport zu tun hatten."
Zweifel an Löw lösen bei Khedira Kopfschütteln aus. Nach der EM-Vorrunde und dem Viertelfinalsieg gegen Griechenland sei dieser öffentlich "auf eine Stufe hochgehypt worden, höher geht es nicht", erinnerte er: "Und jetzt soll es auf einmal falsch gewesen sein." Die Mannschaft sei für die Italien-Pleite "verantwortlich" gewesen und vertraue weiter "zu hundert Prozent" dem Trainer.