NATIONALMANNSCHAFT Weiter so Rudi

Die Lichtgestalt Völler hat nicht nur die Nationalelf wieder auf Touren gebracht. Er eifert im Traineramt auch allmählich seinen Erfolgen als Spieler nach.

»Ruuudi! Ruuudi!« Wie in guten alten Zeiten schallten die Rufe durch das Rund des Stadions. So als hätte Rudi Völler selbst die vier Tore zum Sieg über die Ukraine geschossen.

Langsam, aber sicher wird aus dem sympathischen Teamchef eine echte Lichtgestalt. Als Stürmer war er unumstritten Weltklasse und vor allem auch Weltmeister. Allmählich eifert er in seinem Job als Trainer dem Erfolg nach, den er als Spieler erreicht hat.

Bis zu einem internationalen Titel ist es aber noch ein weiter Weg. Sicher dürfen wir auch bei dieser WM nicht mit dem ganz großen Wurf rechnen. Aber Rudi Völler hat dafür gesorgt, dass die Mannschaft einen ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht hat.

Rückkehr der Harmonie

Eines hat sich nämlich erneut unter Beweis gestellt. Wenn das deutsche Team sich auf die »alten Tugenden« besinnt und mit Herz und Einsatz spielt, kann Fußball wieder richtig Spaß machen. Nicht nur den Spielern, sondern vor allem auch den Zuschauern.

Und das zahlt sich aus. Die Fans stehen hinter dem Team und die Medien schießen nicht mehr gegen die Mannschaft. Das trägt mit Sicherheit auch ein Stück dazu bei, dass in vereinter Harmonie bessere Leistungen erbracht werden können.

Mit Herz und Sachverstand

Auch wenn ein Trainer nicht selber ins Spielgeschehen eingreift, ein Teil der neuen alten Mannschaftsleistung ist auch Tante Käthes und Michael Skibbes Verdienst.

Unser mittlerweile grauer Lockenkopf hat dem nach der EM verunsicherten Haufen von Spielern wieder ein Mannschaftsprofil und neuen Ehrgeiz gegeben. Trainer Skibbe wirft dazu seinen Sachverstand als Fußballlehrer mit in die Waagschale.

Ein Nationaltrainer muss nicht unbedingt der absolute Technik- und Systemfetischist wie Valerij Lobanowski sein. Ein wenig Sachverstand ist natürlich von Vorteil, viel wichtiger ist es aber, den Draht zum Team zu haben.

Kicken können sie

Eine Nationalelf spielt nicht jeden Tag zusammen. Technische Fertigkeiten und ihre Reife als Sportler erhalten die Kicker bei ihren Klubs.

Im Nationaldress ist dann wichtig, das der Coach sie richtig auf den Gegner einstellt und noch mehr, dass er sie zu motivieren weiß. Der Rest ist den Jungs bestens bekannt, denn spielen können sie.

Nah am Kaiser

Genau das scheint Rudi hervorragend zu praktizieren. Es sieht so aus, als sei er der erste Teamchef nach Franz Beckenbauer, der nicht nur uneingeschränkte Autorität und Vertrauen beim Team genießt, sondern auch den nötigen Zugang zu den Spielern hat.

Auf dem Weg bleiben

Der richtig eingeschlagene Weg muss weitergegangen werden. Jetzt in der großen Euphorie die konsequente Teamverjüngung und Förderung der Jugend in der Bundesliga zu vernachlässigen wäre sicher nicht im Sinne von Tante Käthe und vom deutschen Fußball.

Unser Team ist in Japan und Korea - trotz ungebrochenem Ruf - in einer Außenseiterrolle. Um so mehr bietet sich die Möglichkeit, jungen, zukunftsträchtigen Spielern die Chance zu geben, internationale Erfahrung zu sammeln und sich im deutschen Dress zu profilieren.

Zurück nach vorn

Hoffen wir in diesem Sinne darauf, dass die positiven Entwicklungen weiter vorangetrieben werden. Dann kommt der deutsche Fußball auch dahin zurück, wo er her kommt: Nach oben.

Und hoffen wir darauf, dass so uns unserer Liebling dem Fußball noch lange erhalten bleibt. Denn wer möchte das »Ruuudi! Ruuudi!« im Stadion schon missen?

Christian Meyer

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