Eigentlich eine simple Rechenaufgabe: Die Deutschen Fußball Liga (DFL) hat 1,26 Milliarden Euro an Fernsehgeldern, die sie in den nächsten drei Jahren unter 36 Profi-Vereinen verteilen soll. Jetzt hat der achtköpfige DFL-Vorstand nach hitziger Diskussion den Verteilungsschlüssel dazu festgelegt. Und der hat es in sich: Künftig berechnet sich die Summe, die quartalsweise an die Vereine fließt aus einer Kombination. Einersteits zählen die Tabellenstände der Erst- und Zweitligaclubs im Zeitraum der vergangenen drei Jahre und andererseits die Ergebnisse der jeweils laufenden Saison. Mit seiner Entscheidung kam der Liga-Vorstand am Donnerstag in Frankfurt/Main vor allem den Forderungen der Spitzenvereine nach, denen die neue Regelung deutlich mehr Einnahmen garantiert.
"Die Leistung in der Bundesliga soll mehr belohnt werden. Dazu stehen wir auch, weil wir wollen, dass die Spitzenclubs international wettbewerbsfähig bleiben", begründete Liga-Chef Werner Hackmann die vom Vorstand verabschiedete Lösung. Nach dem verabschiedeten Modell werden die Ergebnisse in der Saison 2006/07 mit dem Faktor 4 gewertet, die Leistungen aus der momentan laufenden Spielzeit dreifach, aus der Vorsaison zweifach und aus dem Jahr 2003/04 einfach. Im Optimalfall kann ein Verein, der im betreffenden Zeitraum immer Tabellenführer und deutscher Meister war, seine Einnahmen auf mindestens 27,3 Millionen Euro steigern. Der schwächste Verein erhält mindestens 11,7 Millionen Euro.
"Keiner hat gesagt, dass alles Mist ist"
Der Branchen-Krösus kann seine Einnahmen noch durch Zahlungen für die Abstellung von Nationalspielern aufstocken. An den 10,3 Millionen Euro aus dem Grundlagenvertrag mit dem DFB sollen die abstellenden Vereine künftig mit 80 statt bisher 50 Prozent partizipieren. Die anderen 20 Prozent sollen an die Vereine gehen, die Nationalspieler für die Nachwuchsmannschaften des DFB ausgebildet haben.
"Das ist ein Kompromiss, der für alle tragfähig ist. Jeder Verein von Platz 1 bis 18 findet sich wieder", sagte Bayern Münchens Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge. "Einige haben das Ergebnis begrüßt, andere kritisiert. Aber keiner hat gesagt, dass alles Mist ist. Wir haben uns darum bemüht, das Solidarprinzip beizubehalten", berichtete Hackmann über das der Entscheidung vorausgegangene Informationstreffen mit den Vereinsvertretern.
Bruchhagen meckert weiter
Vom Gesamtkuchen erhalten die Bundesligisten ab der kommenden Saison 78,5 Prozent, die Vereine der 2. Bundesliga 21,5 Prozent. Bislang war das Verhältnis 78:22. Durch die Steigerung der TV-Gelder von derzeit 300 Millionen Euro auf jährlich 420 Millionen Euro bis 2009 wird aber kein Verein weniger Geld erhalten als bisher, zumal die Zweitliga-Absteiger mit jeweils 125.000 Euro finanziell besser abgefedert werden. Die Zweitligavereine erhalten eine Garantiesumme von insgesamt 86 Millionen Euro.
Dennoch gab es bei der Zusammenkunft nicht von allen Seiten Beifall. "Die Spreizung bei der Verteilung wurde zum sechsten Mal nach Außen geöffnet. Das halte ich für kontraproduktiv für den Wettbewerb in der Bundesliga. Ich hatte allerdings den Eindruck, dass das Modell mehrheitsfähig ist", kritisierte Eintracht Frankfurts Vorstandschef Heribert Bruchhagen die Entscheidung. Werder Bremens Sportdirektor Klaus Allofs war mit dem Ergebnis dagegen zufrieden. "Dieses Modell können wir mittragen. Die Gewichtung hat sich etwas verändert und die sportliche Leistung wird mehr belohnt", sagte Allofs.