Ballack gegen Riquelme Kampf der Häuptlinge

Im Kampf der Häuptlinge war Michael Ballack der Stärkere. Zwar sah Argentiniens Spielmacher Juan Romàn Riquelme lange wie der Sieger des Duells um die Chef-Rolle auf dem Spielfeld aus, doch am Ende jubelte der deutsche Kapitän.

Immer wieder hatte der 29-Jährige sein Team beim 4:2 im Elfmeterschießen des Viertelfinal-Krimis gegen Argentinien angetrieben und wurde dafür belohnt - auch seinen Elfmeter verwandelte er sicher. Ballack leitete in der 80. Minute den 1:1- Ausgleich durch Miroslav Klose ein; sein ausgewechselter Widersacher Riquelme sah da schon macht- und tatenlos von der Ersatzbank aus zu. Im Gefühl des Weiterkommens hatte Trainer José Pekerman seinen Regisseur, der das 1:0 mit einem Eckball eingeleitet hatte, in der 72. Minute vom Platz genommen.

Bewegende Ansprache

Den ersten großen Auftritt hatte der deutsche Mittelfeldstar schon vor dem Spiel. Als einer der beiden Kapitäne richtete er eine Ansprache gegen Rassismus an die 72 000 Zuschauer im ausverkauften Olympiastadion und die vielen Millionen an den TV-Bildschirmen. Auch nach dem Anpfiff war er der auffälligste Spieler - sogar präsenter als der argentinische Star Riquelme. Ballack hatte die einzige Torchance in der ersten Spielhälfte. Nach einer Hereingabe von Bernd Schneider setzte er sich gegen Fabricio Coloccini durch, aber sein Kopfball aus elf Metern verfehlte das Tor der Südamerikaner (16.). Nach der Pause hatte er in der 64. Minute den Ausgleich auf dem Fuß, doch er scheiterte an Abwehrakteur Roberto Ayala.

Auf der Suche nach dem Duell

Sowohl Ballack als auch Riquelme hatten im Mittelfeld einigen Freiraum, der Argentinier wich dabei immer wieder auf die Flügel aus. Die gefürchteten Zauberpässe gelangen dem oft von mehreren Deutschen attackierten 28-Jährigen nicht. Nur einmal, in der 26. Minute, waren weder Kapitän Ballack noch sein Adjutant Torsten Frings zur Stelle, und der Regisseur des FC Villarreal passte zentimetergenau in den Fuß von Hernan Crespo, dem der Ball aber an die Hand sprang. Nur einmal glänzte Riquelme, als er in der 49. Minute einen Eckball genau auf den Kopf von Ayala schlug, der die Führung markierte.

Ballack, den Jürgen Klinsmann wahlweise als "Leader" oder auch "Lokomotive" bezeichnet, suchte förmlich das direkte Duell mit dem Rivalen und ging wie vom Bundestrainer gefordert an seine körperliche Grenze. Kleine Nickligkeiten in den Zweikämpfen, hier und da ein Tritt, nachdem der Ball schon weg war - beide kämpften verbittert um die Chef-Rolle auf dem Platz. Geplagt von Krämpfen musste Ballack die Schlussphase zum Teil von außen miterleben - doch er wurde mit dem Halbfinal-Ticket belohnt.

Christian Kunz und Klaus Bergmann/DPA

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