WM-Viertelfinale erreicht, was war los in der Kabine?
Klinsmann: "Die Stimmung ist bombastisch. Da wird gesungen und getanzt, und wir vom Trainerstab sind einfach nur mächtig stolz. Ich kann mich nicht erinnern, dass eine deutsche Mannschaft in der ersten halben Stunde so losgelegt hat. Wir haben die Bälle sehr gut in die Zwischenräume der schwedischen Mittelfeldkette bekommen und waren natürlich aus dem Häuschen, als es dann relativ früh 2:0 stand."
Sind Podolski und Klose das neue deutsche Traum-Duo im Angriff?
Klinsmann: "Wir haben im Training betont versucht, ein Gefühl füreinander zu bekommen. Lukas löst sich immer mehr, für ihn sind Tore immer Gold wert. Die Verkrampfung und Nervosität, die bei einem 21-Jährigen bei einer Fußball-WM im eigenen Land da sein muss, ist immer mehr weg. Und Miro hilft ihm natürlich gigantisch, nicht umsonst läuft halb Europa hinter ihm her. So können sie ruhig weitermachen."
Es gab aber auch einen kleinen Bruch und dann den Elfmeter. Wie bange war Ihnen da?
Klinsmann: "Was uns ein bisschen aus dem Rhythmus gebracht hat, war lustigerweise deren Platzverweis. Die haben sich mit zehn anders positioniert. Da gab es hier und da eine kritische Situation, weil sie mit Larsson und Ibrahimovic Klasseleute haben, die aus dem Nichts ein Tor machen können. Da gab es doch ein kleines Fünkchen Bedenken, hoffentlich passiert da nicht was. Aber im Großen und Ganzen war es fantastisch, was die Mannschaft veranstaltet."
Traut sie sich jetzt Siege gegen noch schwerere Gegner zu?
Klinsmann: "Die Spieler glauben daran, dass wir da was reißen können. Die Argentinier sollen kommen, wir haben keine Angst. Wir sind absolut in der Lage, in das Halbfinale zu kommen und auch ins Finale. Die Mannschaft ist noch ein Stückchen reifer als voriges Jahr beim Confederations Cup, und da waren wir nahe dran, Argentinien zu schlagen, Mexiko haben wir geschlagen. Und wir sind hungrig. Wir wollen am 9. Juli noch dabei sein."
Worin sehen Sie sonst noch den bisherigen Erfolg begründet?
Klinsmann: "Es passt derzeit alles, überall greifen die kleinen Rädchen ineinander. Die Schweden haben gespürt, da ist eine Mannschaft, die nicht nur spielerisch viel drauf hat, sondern die auch topfit ist. Wir können das hohe Tempo mitgehen, kein Spieler ist verletzt nach sechs Wochen."
Sie selbst haben ein mögliches Viertelfinal-Aus einmal als Katastrophe bezeichnet. Sehen Sie das immer noch so?
Klinsmann: "Meine Person ist überhaupt nicht wichtig. Wichtig ist, was die Mannschaft veranstaltet. Und ich bleibe dabei: Eine Fußball- Nation wie Deutschland wäre nicht zufrieden, wenn mit dem Viertelfinale Schluss wäre, aber es wird nicht Schluss sein. Von Spiel zu Spiel wird unser Hunger größer, nicht kleiner. Wir haben die Richtigen beieinander, und die haben noch Großes vor."