EM in Deutschland Juri Knorr gilt als das größte Talent im deutschen Handball. Ist er bereit für den großen Wurf?

Knorr in der Kabine der Rhein-Neckar-Löwen
Knorr, hier in der Kabine seines Vereins Rhein-Neckar Löwen, traf bei der Handball-WM 2023 am zweithäufigsten das gegnerische Tor
© Julian Beekmann
Der deutsche Handball stand zuletzt etwas glanzlos da – acht Jahre liegt der letzte Titel zurück. Nach dem klaren Sieg gegen Portugal soll sich das bei der Heim-EM nun ändern. Wichtiger Hoffnungsträger: Juri Knorr, 23 Jahre jung, Spielmacher mit Hang zum Hadern.

Die Erwartungen begleiten Juri Knorr bis in die Umkleide. Dezemberlicht fällt fahl durch ein Eckfenster auf das Schließfach mit der Nummer zehn, vor dem Handballer Knorr in der Kabine der Rhein-Neckar Löwen steht. Er kramt nach Socken fürs Training. An seiner Spindtür hängt auf Kopfhöhe ein Coverbild der Zeitschrift "Sports Illustrated". Darauf steht: "The Chosen One", der Auserwählte.

Die Ausgabe stammt aus dem Februar 2002. Sie ist LeBron James gewidmet, einem damals 17-jährigen Highschool-Spieler, der später zum besten Basketballer seiner Generation aufstieg. Das Cover ist eine Ikone unter Fans, man findet das Original gerahmt für 399 Dollar auf Ebay, den Nachdruck auf T-Shirts und Kapuzenpullovern. Und in der Kabine der Rhein-Neckar Löwen. Nur dass dort auf dem Körper von LeBron James der Kopf von Juri Knorr sitzt. Ein Mitspieler hat die Fotomontage erstellt und an den Schrank geheftet. Knorr will nicht, dass man das Cover fotografiert. Nicht, dass noch irgendwer denkt, er würde sich für den LeBron des deutschen Handballs halten. Auch deshalb, ist aus der Mannschaft zu hören, hängt das Bild dort. Im Team wissen sie, dass sie ihn mit dem Cover aufziehen können, weil er der Letzte ist, der mit seinem Talent angeben würde. Doch tatsächlich sehen viele in Knorr einen Auserwählten.

Erschienen in stern 2/24

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