Es ist eine dieser Geschichten, die wohl nur bei Olympischen Spielen geschrieben wird: Jeffrey Julmis ist ein in den USA lebender Hürdenläufer aus Haiti, der im Vorlauf zum 110-Meter-Finale eine ganz besondere Show liefert. Er präsentiert sich ein bisschen wie Sprint-Superstar Usain Bolt, zumindest Gestik und Mimik scheint er sich akribisch beim Jamaikaner abgeschaut zu haben - so selbstbewusst und siegessicher, an der Grenze zur Arroganz.
Soweit das Vorgeplänkel. Nach dem Startschuss ist es dann aber flugs vorbei mit der überheblichen Attitüde: Der 28-Jährige rennt gleich voll in die erste Hürde, liegt bäuchlings auf der blauen Tartanbahn und sieht also schon nach Sekunden nur noch die Hacken der Konkurrenz - und die entfernen sich in Windeseile.
Olympia: Jeffrey Julmis macht das Beste draus
Immerhin: Julmis macht das Beste draus und zeigt, dass er verstanden hat, worum es bei Olympia geht - er rappelt sich auf und läuft unter den Anfeuerungen der Zuschauer als Solist weiter. Nach 25,56 Sekunden ist er schließlich im Ziel. Vom selbsternannten Helden zur Lachnummer - und zurück zum Helden. Was für eine olympische Geschichte!
Nicht zu viel versprochen hatte Julmis bereits Stunden vor dem Rennen via Twitter: Er laufe, seit er sieben Jahre alt sei - und werde am Abend alles auf der Bahn lassen, verkündete er dort. Man kann es nicht anders sagen: Der Haitianer hat Wort gehalten.