Frauen-Eishockey Showdown der Eis-Amazonen

Es war die Stunde der Wahrheit. Das US-Team zeigte den deutschen Girls, wo der Schläger hängt. Der US-Blizzard fegte sie mit einem 0:5 vom Platz. Spaß gemacht hat es trotzdem.

Die deutschen Eishockey-Mädels tragen schwarz, die Amerikanerinnen weiß, und nach dem ersten Drittel können einem die Deutschen fast Leid tun. Immer in der Defensive, nur ein einziges Mal schossen sie aufs gegnerische Tor, 21 Mal musste dagegen Torhüterin Jennifer Harß in Aktion treten. "Man kriegt halt einiges zu tun bei den Amerikanerinnen", sagt die 18-Jährige aus Memmingen nach dem zweiten Match der Deutschen bei den Olympischen Winterspielen. Und lächelt dabei.

Frauen-Eishockey gilt in Deutschland als "Randsportart", in die Stadien kommen meist nur einige Hundert Fans. In Turin hatten die Organisatoren schon daran gedacht, notfalls Schulklassen in die Stadien zu fahren, damit die Frauen nicht vor leeren Rängen spielen müssen. Die Sorge war unberechtigt: Die Hallen sind gut gefüllt, es herrscht tolle Stimmung, zum Spiel Deutschland-USA kamen 8000 Zuschauer. "Wahnsinn", sagte Jennifer Harß, "vor so vielen Leuten hab' ich noch nie gespielt."

Bodycheck bei Frauen verboten

Der Palasport Olimpico ist eine nagelneue Eishalle, gleißendes Licht spiegelt sich im Eis. Und wenn die jungen Frauen loslegen und ihre Schlittschuhkufen beim Bremsen ins Eis schneiden, verbreitet sich dasselbe zischend-scharfe Geräusch in der Halle wie bei den Männern - jenes unnachahmliche Geräusch, das zum Reiz des Eishockeys gehört. Seit 1998 ist Frauen-Eishockey Olympia-Sport, Experten betonen, es sei nach wie vor "langsamer, weniger athletisch, einfach ein Stück langweiliger als das der Männer". Unter anderem ist der Bodycheck verboten.

"Ohne Bodycheck ist es eine ganz andere Angelegenheit", erzählt eine kanadische Journalistin. "Bei den Frauen ist alles Spiel, nur Spiel, ohne Härte und Rauferei." Sie meint, es gebe immer noch Vorurteile gegen die Frauen. In Kanada, der Hochburg des Frauen- Eishockeys gebe es 66.000 Spielerinnen, zudem zwei Halbprofi-Ligen. "Bei den Jugendlichen spielen manchmal Jungs gegen Mädchen - die Mädels sind meist besser."

"Es sind hübsche Mädchen"

Inzwischen heizen James-Brown-Musik und Cheerleader die Stimmung in der Halle an. Deutsche Fans halten die Fahne hoch, auch wenn es die Amerikanerinnen sind, die die Tore schießen. Unter den dicken Helmen der Spielerinnen schaut bemerkenswert häufig ein kleiner Haarzopf hervor. Im Gegensatz zu den Männern tragen die Frauen ein Schutzgitter vor dem Gesicht, was ein bisschen wie ein Schleier wirkt und dem Gesicht einen leicht geheimnisvollen Ausdruck verleiht. Ab und dann scheint ein Augenpaar leicht geschminkt.

"Es sind hübsche Mädchen", meint die kanadische Journalistin, "entgegen manchem Vorurteil", und wer das deutsche Team sieht, kann kaum widersprechen. Auch körperliche Nachteile, beharrt die Expertin, hätten die Mädchen nicht, etwa durch ihren empfindlichen Brustbereich: "Schließlich haben auch Männer weiche Stellen."

Verschwitzt und erschöpft präsentiert sich Jennifer Harß nach dem Spiel. In ihrem Torwart-Schutz erscheint sie zunächst fast Furcht einflößend, doch als sie das Schutzgitter abnimmt, erscheint ein offenes, sympathisches Gesicht mit feiner Nase und grün-blauen Augen. "Ach ja, die Amerikanerinnen sind halt so schnell, so gut, so stark". Die Deutschen haben 0:5 verloren, aber sie lächeln sympathisch dabei.

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Peer Meinert/DPA

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