Ski-Weltmeisterschaft Erst bangen, dann jubeln

Die deutsche Langläuferin Evi Sachenbacher gewann nach Zielfoto-Entscheid vor der Russin Olga Sawjalowa die Silbermedaille im Skiathlon bei der Ski-WM in Val di Fiemme. Weltmeisterin wurde die Estin Kristina Smigun.

Erst ein Kampf mit Haken und Ösen, dann minutenlanges Bangen, schließlich der erlösende Jubelschrei: Evi Sachenbacher erlebte am Samstag in Val di Fiemme eine breite Palette an Gefühlen, bevor sie sich über Silber bei der WM-Premiere in der neuerdings als Skiathlon bezeichneten Doppelverfolgung über jeweils 5 km im klassischen und freien Stil freuen konnte. Die Bayerin gewann in einem spektakulären Rennen mit Massenstart, Positionskämpfen, Ski- Wechsel und einem dramatischen Finish die erste Einzel-Medaille für die deutschen Langläuferinnen bei nordischen Ski-Weltmeisterschaften seit 1980.

Zielfoto entscheidet

Am Ende musste das Zielfoto zwischen der Olympia-Zweiten im Sprint und Olga Sawjalowa (Russland) über Platz zwei entscheiden. Der Sieg der Estin Kristina Smigun, die sich einen Tag vor ihrem 26. Geburtstag das schönste Geschenk selbst bereitete, war hingegen deutlich. «Das ist Wahnsinn! Ich hatte nicht mit einer Medaille gerechnet», sagte Sachenbacher.

Ergebnisse Ski nordisch/Langlauf, Damen

1. Kristina Smigun (Estland)

26:38,4 Min.

2. Evi Sachenbacher (Deutschland)

+ 0,6 Sek.

3. Olga Sawialowa (Russland)

+ 0,6 Sek.

Top-Favoritin ausgefallen

Durch den Ausfall der am Morgen an einem Magen- und Darminfekt erkrankten Top-Favoritin Bente Skari (Norwegen) lag mehr Spannung als zuvor erwartet über dem Skistadion in Lago di Tesero. Schon beim Massenstart wurden die Ellbogen und Skistöcke eingesetzt, um in eine gute Ausgangsposition zu kommen. Auf der Strecke setzte sich das Gerangel in der Spitzengruppe fort, wo Sachenbacher von Beginn an mitlief. «Ich habe mich im klassischen Stil gut gehalten», freute sich die 22-jährige Bayerin, die fast ein Opfer des hektischen Rennens geworden wäre.

Etwa 2,5 km vor dem Ziel konnte die Staffel-Olympiasiegerin nach einer Behinderung durch die Italienerin Gabriella Paruzzi nur dank einer artistischen Einlage einen Sturz vermeiden, verlor aber kurz den Anschluss an die Spitze. "Ich habe das Gefühl gehabt, mir steht ständig einer auf dem Stock. Aber es ist ja noch gut gegangen. Man darf sich nur nicht alles gefallen lassen und muss auch mal austeilen", erzählte Sachenbacher nach dem mitreißenden Wettbewerb, bei dem die Zuschauer voll auf ihre Kosten kamen.

"Wer den Wettkampf gesehen hat weiß, dass dies die Zukunft des Langlaufs ist", meinte Bundestrainer Jochen Behle. Schon in der nächsten Weltcup-Saison werde es wesentlich mehr Rennen von dieser Sorte geben. Wohl sehr zum Leidwesen der Weltmeisterin. "Ich hoffe, dass dies das letzte Mal war", sagte Kristina Smigun und begründete dies mit dem erheblichen Aufwand bei der Skipräparierung. Kleine Nationen wie Estland hätten einfach nicht genug Personal, um sich perfekt vorzubereiten.

Staffel-Hoffnung am Montag

Behles Blick war zu diesem Zeitpunkt längst auf die Staffel-Entscheidung am Montag gerichtet. Dort gehen die am Samstag pausierende Manuela Henkel, Claudia Künzel (11.), Viola Bauer (18.), und Evi Sachenbacher für den DSV in die Loipe. "Dass Evi auf Anhieb eine Medaille gewonnen hat, war für die nächsten Rennen sehr wichtig. Es ist einiges von dem Druck abgefallen, der nach Olympia auf ihr gelastet hat. Viola hat sich hervorragend verkauft. Claudia war nicht zufrieden, aber wir kriegen sie vor der Staffel hin", erklärte Behle.

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