Nach Sieg nun in Gelb
Der überglückliche Gewinner verteilte Küsschen ins Publikum und erntete mit minutenlange Ovationen. Mit dem sechsten Saisonsieg beim Springen in Willingen hat Sven Hannawald die Führung im Gesamt-Weltcup übernommen und trägt am Sonntag nun erstmals das Gelbe Trikot. Bei seinem Erfolg vor 34 000 Zuschauern sorgte der Hinterzartener am Samstag für neue Superlative. Nach 142 und 147 m erhielt der 28-Jährige 328,2 Punkte und verbesserte damit seine eigene Rekordmarke um 9,1 Zähler. «Ich genieße diesen Tag, der mir in Erinnerung bleiben wird. Ich bin überwältigt, das war Lust pur», erklärte der Skiflug-Weltmeister.
Im Gesamt-Weltcup führt Hannawald nun mit 1001 Punkten vor dem Finnen Janne Ahonen (957), der sich nach Rang neun symbolisch eine Träne mit dem Gelben Trikot aus dem Auge wischte. Dritter ist jetzt der Österreicher Andreas Widhölzl (950), der in Willingen mit 308,3 Punkten (140,5+138 m) Zweiter wurde vor seinem Landsmann Florian Liegl (307/138+142). «Ich freue mich, dass ihm dies gelungen ist. Eigentlich war der Gesamt-Weltcup für uns ein sekundäres Thema, aber seit vergangener Woche spielt es eine größere Rolle», sagte Bundestrainer Reinhard Heß.
Die Grundlage für seinen insgesamt 18. Weltcup-Erfolg legte Hannawald mit einem perfekten ersten Sprung, für den er von den Wertungsrichtern erstmals in seiner Karriere fünf Mal die Höchstpunktzahl 20 erhielt. «Das war eine super Bombe. Der Sprung war genial. Ich hatte ein sehr gutes Timing und keinen Wackler drin», sagte er. Im Finale legte der Schwarzwälder noch eins drauf und erhielt für seinen Satz auf 147 m weitere vier Mal die Note 20. Lediglich der norwegische Wertungsrichter vergab nur eine 19,5 und verhinderte damit eine einmalige Benotung.
Wenig Grund zum Jubeln hatte dagegen Martin Schmitt. Der viermalige Weltmeister vom SC Furtwangen läuft seiner Form weiter hinterher. «Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn er eine Wettkampfpause eingelegt hätte», meinte Hannawald, der im Hinblick auf die Mannschafts-Konkurrenz bei der WM auf eine Steigerung seiner Kollegen hofft. Die Trainer hatten eine Weltcup-Pause für Schmitt erwogen, doch der 25-Jährige wollte unbedingt vor heimischer Kulisse springen. Nach 117,5 und 126,5 m und Platz 22 verließ er jedoch ratlos die Mühlenkopfschanze.
Im Kampf um ein WM-Ticket konnte lediglich Michael Neumayer (Berchtesgaden) als 26. einige Pluspunkte sammeln. Christof Duffner (Schönwald) als 31. und Stefan Pieper (Winterberg) als 38. verpassten das Finale und müssen auf die letzte Chance am Sonntag hoffen. Pech hatte Maximilian Mechler (Isny), der wegen eines Infekts abreisen musste und damit aus dem WM-Rennen ist.
Von Eric Dobias, dpa