Ernüchterung nach dem letzten Renntag des Acts 10. Zwei Rennen und kein Punkt auf unserem Konto. Das war schon ziemlich bitter und Verlieren macht wirklich keinen Spaß. Die beiden italienischen Teams +39 und Mascalzone Latino waren in der Vorbereitungszeit unsere Trainingspartner und aus diesen Rennen kannten wir sie sehr gut. Im Training oft das Heck gezeigt, durften wir jetzt diese Ansicht "genießen".
Trotz Überholmanöver noch verloren
Zu Anfang sah alles noch im ersten Rennen sehr gut aus. Wir lagen zwar an der ersten Tonnenrundung knapp hinter +39, konnten aber mit einem sehr guten Tonnenmanöver und anschließendem Downwindgang aus einem Rückstand einen Vorsprung herausarbeiten.
Eigentlich hätte das reichen müssen, um den Gegner unter Kontrolle zu halten. Doch die Jungs haben es verstanden, mit einem geschickten schnellen Halsenmanöver und überschüssiger Geschwindigkeit uns direkt am Heck zu passieren, so dass wir nicht mehr reagieren konnten. So mussten wir die favorisierte linke Seite aufgegeben und uns rechts halten, um frei segeln zu können.
Online-Tagebuch von Gerrit Bottemöller
Gerrit Bottemöller ist Mastmann im United Internet Team Germany. Beim Segelsetzen unterstützt er den Pitman wie auch das Grinder-Team beim Wenden. Auf stern.de berichtet er von seinen Erlebnissen bei den Vorregatten in Valencia.
Es traf uns aber noch härter, der Wind drehte weiter und somit war die linke Tonne stark bevorteilt, doch leider besetzt von den Italienern. Es blieb für uns nur die rechte Seite und somit ein Rückstand von 150 Metern, den wir bis ins Ziel nicht mehr aufholen konnten. Nach einer erfolgreichen Aufholjagd mit geglücktem Überholmanöver dann doch noch zu verlieren, war für uns ein ziemlicher Tiefschlag.
Ein verkorkstes Rennen
Alle Hoffnungen lagen nun auf dem zweiten Rennen des Tages. Die Jungs von Team Mascalzone schätzten wir sehr stark ein, denn sie unterlagen Alinghi in einem spannenden Rennen nach langer Führung nur knapp mit acht Sekunden. Doch aus den Trainingseinheiten wussten wir, dass wir mithalten konnten mit unserem Boot.
Wichtig war also für uns ein perfekter Start. Mit 50 Meter Vorsprung konnten wir starten. Kleiner Haken dabei: Wir bekamen in der Vorstartphase einen Penalty. Und dann hatten wir ein verkorkstes Rennen. Das rote Boot der Italiener konnte uns diesen Vorsprung auf dem ersten "Windgang" abnehmen und setzte sich mit 22 Sekunden an der Luvtonne an die Spitze. Als wir den Spinnaker setzen wollten, um uns auf die Aufholjagd zu begeben, fiel unsere Pitwinch plötzlich aus und daher konnten wir den Spinnaker nicht wie gewohnt über die Winch setzen, sondern Thomas (Travellertrim) und ich musste den Spinnaker per Hand setzen.
Spinnaker im Meer versenkt
Dieses Breakdown-Manöver gelang unser sehr gut und so konnten wir unter Spinnaker problemlos weitersegeln. Leider konnten wir keine Sekunde aufholen. Irgendwie lief es nicht so, wie wir wollten, und zu guter Letzt mussten wir unseren Spinnaker im Meer versenken, nachdem wir ihn aus noch ungeklärten Gründen mit der Bergeleinen nicht ins Boot einholen konnten.
Liegt so ein Spinnaker erst mal im Wasser, dann hast du keine Chance, ihn mehr ins Boot zu ziehen, und er bremst dich fast auf null runter. Da hilft nur eins: abschneiden. Gesagt, getan - aber das Rennen war gelaufen, Mascalzone Latino außer Reichweite. Die Stimmung auf dem Weg in den Hafen war dementsprechend ziemlich gedrückt.
Nun haben wir zwei Tage frei. Also Abschalten und neue Kraft tanken. Wir wollen in den Fleetraces mit neuem Mut voll angreifen. Wir sind jedoch realistisch und erwarten nicht zuviel von unserer alten Dame, denn was wir aus den Rennen mitnehmen, ist, dass ein schnelles "Am Wind"-Boot die halbe Miete ist, um zu gewinnen.
Alle Hoffnung liegen nun auf unseren Designern und unserem neuen Boot. Das sieht zumindest sehr schnell aus. In ein paar Wochen werden wir es nach unseren ersten Testfahrten wissen. Jetzt ruhe ich mich erst mal weiter aus... und am Freitag geht es dann weiter.