Vor wenigen Wochen geriet Aldi Süd durch einen Facebook-Post in einen veritablen Shitstorm. Ein Verbraucher beschwerte sich darin über 600 Gramm Schweinenackensteak für 1,99 Euro und die damit verbundenen Folgen für Fleischindustrie und Tiere. Nun droht auch Aldi Nord Fleisch-Aufregung ins Haus. Auf Facebook macht ein Posting die Runde, in dem ein Nutzer die Transparenz-Initiative des Discounters anprangert. Es wurde bereits rund 2000-mal geteilt, mehrere tausend Menschen reagierten darauf und hunderte Kommentare sind unter dem Eintrag zu lesen.

Bei der 2014 ins Leben gerufenen Initiative "Aldi Transparenz Code" soll man per Scan eines QR-Codes etwa auf Hackfleischverpackungen die "Produkte bis zum Ursprung" verfolgen können, verspricht Aldi Nord auf einer eigens eingerichteten Webseite. Doch der Facebook-Nutzer beschwert sich mit angehängten Screenshots, dass ihm für das Hackfleisch lediglich das Ursprungsland Deutschland angegeben wird und der Ort der Schlachtung, Zerlegung und Verarbeitung. Gesetzlich verpflichtet ist Aldi dazu nicht. Dem Nutzer geht das aber nicht weit genug. "Woher genau? Welcher Hof? Keine Information. Welche Haltungsform? Welches Futter? Welches Alter? Welche Rasse? Keine Informationen", bemängelt er.
Facebook-Nutzer kritisiert Aldi Nord
Auch die vorhandenen Informationen bieten ihm Angriffsfläche. So habe er mit etwas Google-Recherche erfahren, dass "Meine Metzgerei" Danish Crown in Husum rund 2.000 Rinder pro Woche und im Jahr rund 600.000 Rinder schlachtet". Er fragt daher: "Wäre 'Meine Schlachtfabrik' dann nicht die ehrlichere Bezeichnung?" Zudem stoßen ihm die Entfernungen zwischen Schlacht-, Zerlegungs- und Verkaufsort übel auf: "Von Husum fährt das geschlachtete und zerlegte Rind dann 300 Kilometer nach Oldenburg, um dort zu Hackfleisch zu werden. Von dort fährt es dann nochmals 450 Kilometer nach Berlin. 'Meine Metzgerei' scheint ein ganz eigenes Verständnis von 'Frische' zu haben."
Aldi Nord war auf Anfrage des stern zunächst nicht zu erreichen, hat dann aber mit einigen Tagen Verspätung ein Statement nachgereicht. "Natürlich bedauern wir, dass die Informationen als nicht ausreichend empfunden werden und zusätzlich für Unmut über die dargelegte Lieferkette sorgen", teilt eine Sprecherin mit. Der Konzern verweist darauf, dass die vorhandenen Informationen bereits "über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehen". Zudem pflege Aldi lediglich zu den Lieferanten und nicht zu den Aufzuchtbetrieben selbst Geschäftsbeziehungen und sei daher darauf angewiesen, dass entsprechende Informationen bereits an den Lieferanten weitergegeben wurden.