"Die Boss" Transgender CEO: "Es war leichter für mich, als Mann Karriere zu machen"

Caroline Farberger
Die Transfrau Caroline Farberger arbeitet mittlerweile als Partnerin und Vorsitzende bei der Risikokapitalfirma Wellstreet
© privat
Caroline Farberger leitete als CEO eine schwedische Versicherungsfirma, bevor sie 2018 ihr Coming-out als trans hatte. Im stern-Podcast "Die Boss" erzählt sie, wie das ihren Führungsstil verändert hat und warum sie früher ihre Privilegien als Mann nicht sah.

Sie ging als Carl nach Hause und kam am nächsten Tag als Caroline wieder: Im September 2018 schrieb die Schwedin Caroline Farberger eine E-Mail an ihre Mitarbeiter:innen und informierte sie darüber, das sie von nun an als Frau leben würde. Die damalige CEO einer schwedischen Versicherungsfirma hatte den Schritt ein Jahr lang genauestens geplant. "Ich bin schließlich Ingenieurin, ich mag das Planen", sagt sie im stern-Podcast "Die Boss". Farberger erzählt im Gespräch mit Gastgeberin Simone Menne von ihrer einzigartigen Perspektive auf Karriere in zwei Geschlechtern. "Es war leichter für mich, als Mann Karriere zu machen", sagt sie. 

"Jetzt, wo ich als Frau lebe, sehe ich, dass ich als Mann privilegiert war. Damals habe ich das nicht verstanden. (...) Ich dachte wirklich fälschlicherweise, dass das Spielfeld, die Plattform, für alle gleich sei", so Farberger. Heute schäme sie sich dafür. "Was ich nicht erkannte, war mein Privileg, als Mann jeden Tag einfach ich selbst zu sein. (...) Ich konnte in jeder beliebigen Stimmung ins Büro kommen: glücklich, wütend oder was auch immer. Und meine Autorität wurde nie infrage gestellt." Frauen hätten im Geschäftsleben einen engeren Korridor an akzeptablen Verhaltensweisen als Männer.

Farberger erzählt, wie ihre Kinder auf das Coming-out reagierten

Seit ihrem Coming-out habe sich deshalb auch ihr Führungsstil verändert. Es sei ihr wichtig, Diversität zu leben, etwa aktiv andere Meinungen einzuholen. Nun wisse sie, dass Diversität auch für das Geschäft besser sei. "Zum Glück gibt es heute Zahlen, die das belegen." Zahlen, so sagt sie, hätten sie auch als Mann überzeugt. Außerdem erzählt Farberger bei "Die Boss", warum sie sich als Mann nicht traute, Elternzeit zu nehmen und wie ihre Kinder auf ihr Coming-out reagierten.

Journalistin Dunja Hayali
Journalistin Dunja Hayali im Gespräch mit "Die-Boss"-Gastgeberin Simone Menne
© Christoph Soeder / Picture Alliance
"Vielfalt ist eine Bereicherung" – Dunja Hayali erklärt, warum sie sich ungern als "Exotin" labeln lässt

In "Die Boss – Macht ist weiblich" sprechen Spitzenfrauen unter sich: Gastgeberin und Multi-Aufsichtsrätin Simone Menne (unter anderem Deutsche Post DHL, Henkel) trifft Chefinnen aus allen Gesellschaftsbereichen, um mit ihnen über ihr Leben und ihre Karriere zu reden. "Die Boss" erscheint vierzehntäglich immer mittwochs auf stern.de und dem Youtube-Kanal des stern sowie auf Audio Now und allen gängigen Podcast-Plattformen. 

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