Klammheimliche Gespräche und dann wird nix draus: Der US-Softwareriese Microsoft und der europäische Branchenprimus SAP haben monatelang in aller Stille über eine Fusion verhandelt, die Gespräche dann aber ohne Ergebnis beendet. Das teilten SAP und Microsoft am Montag übereinstimmend in Walldorf und Redmond mit.
Vertragsabschluss zu kompliziert
In einer Microsoft-Erklärung hieß es, die Gespräche seien beendet worden, weil ein Vertragsabschluss intern als zu kompliziert eingestuft worden sei. Der Vorgang werde jetzt öffentlich gemacht, weil er vermutlich im Kartellverfahren über die von Datenbank-Spezialist Oracle geplante Übernahme seines Konkurrenten PeopleSoft eine Rolle spielen könnte. Dieser Prozess beginnt am Montag in San Francisco.
Auch SAP äußerte sich nach eigenen Angaben wegen dieses Übernahmeverfahrens. Im Laufe der Verhandlungen sei es möglich, dass vertrauliche und interne Informationen in der Öffentlichkeit bekannt würden, die unter anderen Umständen nicht öffentlich gemacht worden wären, begründete SAP seine Erklärung.
Jetzt nur Entwicklungspartnerschaft
Demnach trat Microsoft in den Gesprächen über eine Entwicklungspartnerschaft an SAP heran, um die Idee einer möglichen Fusion zu diskutieren. Die Gespräche seien im Frühjahr beendet worden. "Es besteht keine Absicht, diese Gespräche wieder aufzunehmen", erklärte SAP.
"Wie alle börsennotierten Unternehmen untersucht auch die SAP regelmäßig Möglichkeiten, wie wir unsere weltweit führende Stellung im Markt für Unternehmenssoftware weiter ausbauen können," erklärte SAP-Chef Henning Kagermann. SAP habe die feste Absicht, weiterhin partnerschaftlich mit Microsoft zusammenarbeiten. Eine Entwicklungspartnerschaft im Bereich der so genannten Web Services sowie die gegenseitige Lizenzierung von Patenten war im Mai zwischen den beiden Unternehmen vereinbart worden.
SAP bleibt attraktive Braut
SAP hatte dank seines boomenden US-Geschäfts Umsatz und Gewinn im ersten Quartal 2004 gesteigert. Das Kerngeschäft, der Softwarelizenzumsatz, stieg um 5 Prozent auf 370 Millionen Euro. Der Gesamtumsatz verbesserte sich um 2 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro, und das Betriebsergebnis stieg deutlich um 12 Prozent auf 333 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr hatte das Unternehmen mit einem Betriebsergebnis von 1,7 Milliarden Euro das beste Ergebnis seiner Geschichte eingefahren. (AP)