Christliche Firmenbosse wollen auch im harten Geschäftsalltag ihre religiöse Prägung aufrechterhalten. «Vor wichtigen Entscheidungen ist das Gebet eine Stütze», sagt Unternehmenschef Jörg Knoblauch. Auch die Manager der Schuh-Handelskette Deichmann (Essen) oder des Medizingeräte-Herstellers B.Braun Melsungen in Nordhessen etwa machen aus ihrer christlichen Orientierung keinen Hehl. Verbände evangelischer und katholischer Unternehmer beobachten gerade in wirtschaftlichen Krisen eine verstärkte Suche nach Werten, die nicht nur dem Ziel der Gewinnmaximierung dienen.
Kongress christlicher Führungskräfte
«Not lehrt beten», sagt Knoblauch, Chef der Firma tempus-Zeitplansysteme bei Ulm. Das Unternehmen ist Mitveranstalter des dritten Kongresses christlicher Führungskräfte in Hannover (16. bis 18. Januar), zu dem rund 2.000 Teilnehmern erwartet werden - so viele wie noch nie. Zu den Referenten gehören unter anderem der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter, der Mitglied im Bund katholischer Unternehmer ist. Auch ZDF-Fernsehmoderator und Theologe Peter Hahne, der dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) angehört, wie auch die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann werden bei einer Podiumsdiskussion dabei sein.
Kein reines Denken in Quartalsberichten
Nur der Blick auf die Aktienkurse und «das Denken in Quartalsberichten» sei für die Unternehmensführung zu kurzfristig gedacht, meint der Geschäftsführer des Arbeitskreises evangelischer Unternehmer (AEU) in Karlsruhe, Stephan Klinghardt. Der Glaube könne zwar eine drohende Pleite nicht aufhalten, aber Unternehmens- Entscheidungen doch in bestimmte Bahnen lenken.
Sehnsucht nach ethischen Richtlinien
Manche christlich geführten Unternehmen stellen Werte auf, die etwa besagen «Du sollst die Hände von schmutzigem Geld lassen» oder «Das Unternehmen muss Menschen in aller Welt helfen». So will es der 76 Jahre alte Schuh-Einzelhändler Heinz-Horst Deichmann, der zahlreiche Entwicklungshilfe-Projekte aufgebaut hat. In einem Interview sagte Deichmann, «die Gier nach immer mehr ist die Sünde, aus der alle anderen Sünden wachsen». Der Firmenchef wolle den Armen etwas vom Profit abgeben, sagt ein Unternehmenssprecher.
Kein Gegensatz
Der Kongress christlicher Führungskräfte, auf dem sich zahlreiche erfolgreiche Unternehmer präsentieren, soll deutlich machen, dass der Gegensatz, entweder knallharter Geschäftsmann oder Betschwester, nicht mehr zutrifft. Gerade in schwierigen Zeiten, in denen der Druck auf die Unternehmen wächst, stellten sich immer mehr Geschäftsleute die Sinnfrage und suchten nach Werten, wie der Bund katholischer Unternehmer in Köln berichtet. Zu den rund 1.200 Verbandsmitgliedern gehören unter anderem die Geschäftsfrau Christiane Underberg vom gleichnamigen Spirituosen-Produzenten und der Aufsichtsratsvorsitzende der Obi-Baumärkte, Manfred Maus.
Keine Sozialveranstaltung
Trotz aller Frömmigkeit verlieren christliche Unternehmer die Geschäftszahlen aber nicht aus den Augen. «Das ist keine Sozialveranstaltung», betont der mehrfach ausgezeichnete Unternehmer Knoblauch aus Baden-Württemberg. Er vertraut einerseits auf «die Klugheit des Evangeliums» - doch der Glaube allein mache noch nicht erfolgreich. Allerdings helfe ihm das Beten, vor Unternehmens- Entscheidungen «mehr Klarheit» zu gewinnen. «Man findet wieder zur Ruhe.»