Banken Commerzbank mit Milliardenverlust

Die Commerzbank hat im dritten Quartal auf ihre Beteiligungen rund 2,3 Milliarden Euro abgeschrieben und weist deshalb für den Zeitraum einen Nettoverlust in dieser Größenordnung aus.

"Für das Gesamtjahr ist ein Fehlbetrag in der Größenordnung von zwei Milliarden zu erwarten", teilte das Kreditinstitut am Morgen mit. Dies lasse eine Dividendenzahlung für 2003 nicht zu, im kommenden Jahr sollten die Anteilseigner aber wieder eine Ausschüttung erhalten. Unter dem Strich wies die Bank für das dritte Quartal einen Verlust nach Steuern von 2,305 Milliarden Euro aus. Die Aktie gab am Morgen sechs Prozent auf 14,38 Euro nach und war größter Verlierer im Deutschen Aktienindex (Dax). Anschließend legte der Anteilsschein aber wieder leicht zu. Die Bank wollte noch am Mittwoch mit einer Kapitalerhöhung ohne Bezugsrechte an den Markt gehen. Die Commerzbank hat damit ihre Bücher bereinigt und dürfte als Übernahmeziel attraktiver geworden sein.

Weitere Zukäufe nicht ausgeschlossen

Commerzbank-Chef Klaus-Peter Müller sagte am Morgen in einer Analystenkonferenz, dass nach der Kapitalerhöhung keine weiteren Schritte zur Stärkung der Kapitaldecke geplant seien. Er kündigte sogar an, dass Deutschlands drittgrößte börsennnotierte Bank derzeit die Augen offen halte für selektive Zukäufe. "Wir schauen uns einige Sachen an, die interessant sein könnten."

2004 wieder schwarze Zahlen im Visir

Ein Bank-Sprecher erläuterte: "Nach diesem Befreiungsschlag kann die Bank unbelastet in die Zukunft blicken und schon 2004 wieder unter dem Strich schwarze Zahlen schreiben." Allein für die Hypothekenbank-Tochter Eurohypo und den Vermögensverwalter Jupiter betrugen die Abschreibungen insgesamt fast ein Milliarde Euro. Das Management erwäge aber keine Trennung von ihrer britischen Gesellschaft, sagte Müller. "Wir haben nicht vor, Jupiter zum Verkauf zu geben." Ihre Beteiligung am Internetanbieter T-Online hat die Bank dagegen bereits am Dienstag veräußert. "Wir haben gestern unseren zweiprozentigen T-Online-Anteil an die Telekom verkauft", sagte Müller. Die Bank habe dabei einen beachtlichen Gewinn in zweistelliger Millionen-Höhe gemacht.

Kapitalerhöhung könnte 80 Millionen Euro bringen

Im Zuge der Kapitalerhöhung ohne Bezugsrechte sollen institutionellen Anlegern insgesamt 53,3 Millionen neue Aktien angeboten werden. Zu Schlusskursen am Dienstag von 15,30 Euro würde die Bank rund 810 Millionen Euro erlösen. Am Markt wurde je Aktie ein Preis von 14 bis 14,50 Euro erwartet. Die Nachfrage dürfte hoch sein, da die Bilanz jetzt bereinigt sei. "Damit ist die Bank als Übernahmekandidat viel interessanter. Jeder sieht, dass sie ihre Hausaufgaben gemacht haben", sagte Fondsmanager Ralph Lau von der Helaba Invest.

Geringere Risikovorsorge

Ihre Risikovorsorge für faule Kredite reduzierte die Bank den Angaben zufolge auf 273 (Q2: 303) Millionen Euro und drückte die Verwaltungsaufwendungen auf 1,078 (1,141) Milliarden Euro. Im kommenden Jahr rechnet die Bank mit weinger Risikovorsorge. "Unsere Modelle machen uns zunehmend zuversichtlich, im nächsten Jahr eine Risikovorsorge im dreistelligen Millionen-Bereich zu haben", sagte Finanzvorstand Eric Strutz. Nach neun Monaten dieses Jahres lag die Bank bei 828 Millionen Euro und peilt nach früheren Angaben für 2003 etwa 1,1 Milliarden Euro an.

Commerzbank liegt klar hinter Konkurrenten

Die Münchener HVB - nach Börsenwert nur noch knapp vor der Commerzbank - kam im dritten Quartal dank des Verkaufes der Norisbank auf 196 Millionen Euro nach Steuern und der Branchenprimus Deutsche Bank verdiente 576 Millionen. Zu den größten börsennotierten Beteiligungen der Bank außerhalb des Finanzbereiches zählten zum Halbjahr Pakete an der der Heidelberger Druckmaschinen (10 Prozent), Linde (10 Prozent), MAN (6,8 Prozent). Außerdem ist die Bank an der spanischen Bankengruppe SCH mit gut zwei Prozent beteiligt und hält etwa 4,3 Prozent an der italienischen Banca Intesa sowie 1,4 Prozent an der ebenfalls italienischen Versicherungsgruppe Generali.

DPA