Die deutsche Wirtschaft überwindet die Krise schneller als gedacht. Allerdings bremst nach Einschätzung der Bundesbank die schlechte Lage am Arbeitsmarkt den Aufschwung. Bereits 2010 dürfte die Wirtschaft die schwerste Rezession der Nachkriegszeit überwunden haben und kräftig um preisbereinigt 1,6 Prozent zulegen, teilte die Bundesbank auf Basis ihrer halbjährlichen Prognosen mit.
Damit hoben die Experten ihre Voraussagen am Freitag deutlich an. Bislang waren sie von einer Stagnation ausgegangen. 2011 gehe der Aufschwung mit einem Plus von 1,2 Prozent weiter.
Auch der Absturz in diesem Jahr fällt laut Bundesbank weniger tief aus als befürchtet: Statt um mehr als sechs Prozent werde das Bruttoinlandsprodukt (BIP) lediglich um 4,9 Prozent schrumpfen. Dies ist jedoch der tiefste Einbruch in der Geschichte der Bundesrepublik. "Die rasante Talfahrt der Wirtschaft wurde von einer Erholung abgelöst", schreibt die Bundesbank. "Die konjunkturellen Aussichten haben sich in den letzten Monaten spürbar aufgehellt." Die Experten erwarten, dass die Exporte anziehen, die Firmen mehr investieren und der Konsum zulegt.
Risiken für den Aufschwung sind allerdings die steigenden Arbeitslosenzahlen und das Auslaufen staatlicher Konjunkturprogramme. Bislang sei die Lage am Arbeitsmarkt dank der Kurzarbeit stabil geblieben. Allerdings dürften in den kommenden Jahren viele Jobs verloren gehen. Die Arbeitslosigkeit werde von 3,4 Millionen Menschen in diesem Jahr auf 3,8 Millionen im Jahr 2010 steigen. 2011 werde dann die Marke von vier Millionen Arbeitslosen überschritten. Bei erwarteten 4,2 Millionen Menschen ohne Job rechnet die Bundesbank dann mit einer Arbeitslosenquote von 10,1 Prozent.
Inflation ist in den kommenden Jahren laut Bundesbank kein Thema. Die jährliche Teuerungsrate werde 2010 bei 0,9 Prozent und 2011 bei 1,0 Prozent liegen. Das ist deutlich unter dem Schwellenwert der Europäischen Zentralbank (EZB), die Preisstabilität bei einer Rate von knapp unter zwei Prozent definiert.