Der Preis für ein Barrel (knapp 159 Liter) der führenden Nordsee-Sorte Brent kletterte nach Beginn des elektronischen Handels vorübergehend um 23 Cent auf 41,35 Dollar, den höchsten Stand seit Beginn des Terminkontrakt- Handels auf diese Sorte 1988. Die US-Ölsorte Light zur Lieferung im September verteuerte sich um 32 Cent auf 44,73 Dollar. Erst am Donnerstag hatten beide Ölpreise einen Rekordwert markiert. Als aktuellen Auslöser für den anhaltenden Ölpreis-Höhenflug hatten Händler die Entscheidung der russischen Behörden ausgemacht, die am Mittwoch angekündigte Freigabe der Konten des angeschlagenen Ölkonzerns Yukos zur Finanzierung seiner Exporte zu widerrufen. Zudem belastete ein Brand in einer Öl-Raffinerie in den USA am Freitag den Markt.
Verunsicherung wegen Yukos
Die Entscheidung der russischen Regierung lässt Analysten zufolge befürchten, dass die Ölexporte von Yukos ausbleiben könnten. Russland ist weltweit der zweitgrößte Öllieferant. Allein Yukos bestreitet ein Fünftel der Ölförderung des Landes. Nach Ansicht von Analysten gibt es zudem genug Berichte, die die Überzeugung der Marktteilnehmer stärkten, dass die Organisation Erdöl exportierender Länder (Opec) ihre Produktion unmittelbar nicht weiter steigern könne. Am Mittwoch war der Ölpreis vorübergehend um einen Dollar je Barrel gesunken, nachdem Opec-Präsident Purnomo Yusgiantoro gesagt hatte, dass die Opec über eine freie Produktionskapazität von bis zu 1,5 Millionen Barrel je Tag verfüge und dies sofort nutzen könnte.
Der Brand einer Benzinproduktionsanlage auf dem Gelände einer Raffinerie des Ölkonzerns BP im Bundesstaat Texas löste neue Ängste vor Lieferengpässen aus. Die Anlage, die drittgrößte in den USA, musste geschlossen werden. Zwar wurde das Feuer rasch gelöscht, doch war einem Unternehmenssprecher zufolge unklar, wann der Betrieb wieder aufgenommen würde.
Rekordkurs des Ölpreises drückt auf Aktienmarkt
Der neuerliche Höhenflug des Ölpreises hat auch den deutschen Aktienmarkt belastet. Zuvor hatte es bereits kräftige Kursverluste in Asien und den USA gegeben. Am Freitagmorgen verlor der DAX zum Handelsauftakt 1,6 Prozent auf 3774 Punkte, während der MDAX 0,8 Prozent auf 4892 Punkte einbüßte. Der TecDAX verlor 2,4 Prozent auf 479 Punkte.
Reuters, DPA