Wer am 2. Januar, dem ersten Bör sentag des Jahres 2004, 10.000 Euro in ein Dax-Zertifikat investiert hat, kann sich heute nur über ein bescheidenes Plus von etwas mehr als vier Prozent freuen. Im Depot liegen gut 10.400 Euro. Noch weniger brachten in diesem Jahr Europa-Aktien: Nur auf rund 10.370 Euro hat sich ein Stoxx-50-Papier erhöht. Noch größer ist die Enttäuschung bei Fans der US-Börse. Ein Dow-Jones-Indexpapier brachte überhaupt keine Rendite. Wer dagegen stockkonservativ auf Euro-Anleihenfonds setzte, hat im Schnitt immerhin fünf Prozent Plus gemacht.
Das Geld-Jahr 2004 - alles andere als ein Knaller. Kursfeuerwerke wie etwa bei Continental (plus 53 Prozent) oder Schering (plus 33) waren unter den Börsenschwergewichten die Ausnahme. Und was erwartet Anleger im neuen Jahr?
Der stern hat Marktkenner nach ihren Prognosen für Aktien und Zinsen gefragt. Übereinstimmende Tendenz: "Aktien haben gute Aussichten - schon deshalb, weil klassische Alternativen, also Anleihen oder Immobilien, auf Sicht nur wenig versprechen", fasst Robert Halver von der Schweizer Vontobel-Bank zusammen.
AKTIEN
Chancen: Die besten Voraussetzungen für Kurssteigerungen haben laut Analysten im kommenden Jahr europäische Aktien. Gemessen an den Gewinnvorhersagen für die Unternehmen, sind die Titel, etwa im Vergleich mit US-Werten, noch günstig zu haben. Das gilt besonders für deutsche Papiere, denen Thomas Körfgen, Aktien-Chef beim Fondsanbieter SEB Invest, "in den kommenden zwölf Monaten überdurchschnittliche Kurszuwächse" zutraut. Dabei müssten Gewinner nicht nur aus der "ersten Reihe", also dem Dax-Index für die 30 größten deutschen Börsenkonzerne, kommen. Auch Aktien aus dem MDax für mittelgroße Firmen, die schon im laufenden Jahr im Schnitt um mehr als 15 Prozent zulegen konnten, gelten weiterhin als aussichtsreich. Anlageprofis bevorzugen Titel mit hoher Dividende-Rendite - und mit nicht zu viel Geschäft im weiter eher als flau erwarteten deutschen Markt.
Risiken:
"Das größte Risiko für die Börse im kommenden Jahr ist ein anhaltend schwacher Dollar", sagt Klaus Kaldemorgen, Aktien-Chef beim Fondshaus DWS (Deutsche Bank). Denn je schwächer der Dollar, desto stärker der Euro. Ein solcher "Teuro" der ganz neuen Art macht zwar den USA-Urlaub billig, drückt aber die Gewinne europäischer Exportfirmen. Ihre Waren werden am Weltmarkt teurer.
Fazit:
Durchschnittlich gut zehn Prozent Kurszuwachs erwarten Experten für europäische Aktien bis Ende 2005. Entsprechender Optimismus herrscht für die Wertentwicklung gut gemanagter Euro-Aktienfonds (siehe Tabelle). Auffällig: Manager aus London schnitten dabei zuletzt deutlich besser ab als ihre Konkurrenten aus Frankfurt. Die ausländischen Fonds lassen sich bequem und oft mit Rabatt bei Direktbanken ordern.
ZINSEN UND ANLEIHEN
Chancen: Die Zeit der Mini-Zinsen scheint vorbei, die lange erwartete Zinswende ist eingeläutet. Die besten Tagesgeldkonten liegen nun wieder über 2,5 Prozent (siehe stern Nr. 49/2004 "Trau, schau, wem"). Dabei hoffen die Banken auf die Vorhersagen ihrer Volkswirte: In den USA rechnen beispielsweise Commerzbank und DZ Bank in den kommenden zwölf Monaten annähernd mit einer Verdopplung des Leitzinses von heute zwei Prozent. In der Euro-Zone soll der Zinsanstieg laut Analysten deutlich moderater ausfallen: Der heutige Leitsatz von zwei Prozent soll bis Ende 2005 auf 2,25 bis maximal 2,75 Prozent steigen.
Risiken: Zinspapiere (auch: Anleihen, Renten) sind im Prinzip eine sichere Geldanlage. Sparer sollten aber folgenden Zusammenhang kennen: Steigen die kurzfristigen (Leit-)Zinsen, müssen auch neu ausgegebene, längerfristige Anleihen mehr bieten. Das allein wäre nicht weiter schlimm. Nur sinken dadurch am Markt gehandelte Papiere mit alten, niedrigeren Sätzen in der Anlegergunst. Ihr Kurswert fällt. Auch das stört Bundesschatzbrief- oder Bundesobligationenkäufer wenig, die ihre Titel bis zum Laufzeitende behalten. Anders ergeht es Fonds, deren Depotwert täglich bestimmt wird. Die Wertentwicklungen der Fonds, die in langlaufende Werte investiert haben, geraten unter Druck.
Fazit:
Gegen Zinsturbulenzen am besten gewappnet sind Fonds, die in kurzlaufende Anleihen investieren (siehe Tabelle). Ihre Renditechancen sind zwar geringer als die der "Langläufer"-Fonds, ihre Erträge jedoch stabiler - und ihr Profit oft höher als der von Tagesgeldkonten.