Vier Jahre nach der geplatzten Fusion zur Superbörse iX hat die Deutsche Börse der britischen London Stock Exchange (LSE) einen neuen Übernahmevorschlag gemacht. Die Frankfurter boten dabei 530 Pence je Aktie in bar. Das lehnte die LSE ab und erklärte am Montag, der Vorschlag - insgesamt rund 1,95 Milliarden Euro - liege unter dem Wert der LSE. Es sollten aber Gespräche über die Möglichkeit "einer abgestimmten Transaktion" geführt werden, wie die Deutsche Börse erklärte. Im September 2000 war eine geplante Fusion von Deutscher Börse und LSE gescheitert.
Gespräche werden fortgesetzt
Die Deutsche Börse nahm das Gesprächsangebot der LSE an und zeigte sich fest überzeugt, dass der Vorschlag im besten Interesse der Aktionäre und anderer Anteilseigner einschließlich der Kunden sei. Der Vorschlag für ein Barangebot zum Erwerb aller Aktien der LSE würde einen Aufschlag von 52,3 Prozent auf den Kurs der LSE zum Handelsschluss am 22. Oktober sowie von 49,6 Prozent auf den Durchschnittskurs in den drei Monaten davor bedeuten, erklärte die Deutsche Börse.
Die Frankfurter betonten, sie wollten die vorhandenen Marktstrukturen- und Modelle sowie die Währungen, in denen gehandelt werde, erhalten. Dies gelte auch für die regulatorischen Rahmenbedingungen in beiden Märkten. Ziel sei eine wesentliche Reduzierung der Tarife im elektronischen Orderbuch in Großbritannien. Allerdings erklärte die Deutsche Börse auch: "Es ist offen, ob überhaupt ein Angebot unterbreitet werden wird."
Experten bewerten Angebot "positiv"
Der Professor für Bank- und Börsenwesen an der Universität Erlangen-Nürnberg, Wolfgang Gerke, bewertete das Angebot als "prinzipiell positiv". Gerke sagte der Nachrichtenagentur AP: "Die Kapitalmärkte wachsen zusammen, das kann vor den Börsen nicht Halt machen." Die Frage sei allerdings der Preis. Das jetzige Angebot werde noch nicht das letzte Wort sein. "Jemand, der übernommen werden soll, wird nie das erste Angebot nehmen."
Gerke betonte, er halte die Strategie angesichts des zusammenwachsenden Europas für richtig. "Jetzt ist eine Frage an die Ökonomen, wo der richtige Preis liegt." Dass der erste Versuch zum Zusammenschluss vor mehreren Jahren gescheitert sei, lag seiner Ansicht nach daran, dass es damals auf beiden Seiten auch Sentimentalitäten gegeben habe. "Zum Schluss glaube ich aber, muss der Preis stimmen. Denn das sind ja alles Profis." (AP)