Nach dem Schock folgt die Strafe: Die Umsatzwarnung von Nokia wird für den weltgrößten Handy-Hersteller ein juristisches Nachspiel nach sich ziehen. Wie die US-amerikanische Kanzlei Milberg Weiss Bershad Hynes & Lerach LLP am Dienstagabend in New York mitteilte, haben die Juristen im Auftrag von Investoren bei einem Bezirksgericht eine Sammelklage gegen Nokia eingereicht. Die Klage richte sich auch gegen Verantwortliche der finnischen Gesellschaft.
Konzernspitze verklagt
Die Kanzlei begründete die Klageeinreichung mit der Umsatzwarnung des finnischen Unternehmens am Dienstag. Vom 8. Januar bis zum 6. April habe Nokia damit eine Reihe von Falschdarstellungen in den Markt gegeben, hieß es. Verklagt werden neben dem Konzern auch Vorstandschef Jorma Ollila, Finanzchef Richard A. Simonson sowie Nokia-Präsident Pekka Ala-Pietila.
Nokia hatte am Dienstag die Märkte mit einer Umsatzwarnung geschockt. Im Jahresvergleich seien die Erlöse im ersten Quartal voraussichtlich um 2 Prozent auf 6,6 Milliarden Euro gesunken, teilte dazu der Konzern in Helsinki mit. Bisher war Nokia von einem Umsatzplus zwischen 3 und 7 Prozent ausgegangen. Der Aktienkurs brach daraufhin ein. An der Frankfurter Börse notierten Titel von Nokia am Dienstag zwischenzeitlich mit einem Minus von 16,21 Prozent bei 14,68 Euro. Die in den USA stellvertretend für ausländische Aktien gehandelten Hinterlegungsscheine ADR (American Depositary Receipt) von Nokia fielen um 18,63 Prozent auf 17,44 US-Dollar und gaben auch im nachbörslichen Handel weiter nach.
Schuld war die schleppende Nachfrage
Nokia begründete das unerwartet schlechte Geschäft damit, dass neben dem Geschäftsbereich Multimedia-Anwendungen auch die Sparte Mobiltelefone vor allem in Europa und Asien hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei. Während der weltweite Markt für Mobiltelefone um etwa 25 Prozent gewachsen sei, habe Nokia nur um rund 19 Prozent zulegen können. Unter anderem sei die Nachfrage nach Mobiltelefonen der mittleren Preisklasse unterschätzt worden, teilte das Unternehmen weiter mit. Wegen dieser «Lücken im Produktportfolio» sei Nokia nicht in der Lage gewesen, von positiven Entwicklungen in bestimmen Marktsegmenten zu profitieren. Die Entwicklung bei günstigeren Geräten hingegen sei überschätzt worden.