Auf einer Hinweistafel am Ortseingang steht "Ärztezentrum". Die meisten Autos auf den Parkstreifen haben deutsche Kennzeichen. "Ihr Frische-Bäcker" prangt auf einem Werbeschild an einer Einkaufspassage. Die Kneipen heißen Alt Lüdenscheid, Scheune, Loreley. Und an der Hauptstraße hat sich "Der kleine Baumarkt" etabliert. Torrox Costa an der südspanischen Mittelmeerküste ist fest in deutscher Hand. "Wir haben hier auf einem Fleck die meisten Deutschen außerhalb der Bundesrepublik", sagt der Makler Rolf Büscher. Nachdem die Deutschen die Balearen und Kanaren erobert hätten, ziehe es sie jetzt nach Andalusien. Bevorzugtes Ziel: Torrox Costa. "Rund 6500 der 8000 Immobilieneigentümer in Torrox Costa haben einen deutschen Pass", sagt Ulrich Prante, Manager der Maklerfirma Stange Consult.
Solche Zugkraft verdankt die 60 Kilometer östlich von Málaga gelegene Gemeinde vor allem einem Bauunternehmer aus Bremen. Der klotzte dort in den siebziger Jahren die ersten Apartmenthäuser an den Strand, andere Investoren folgten. Zweizimmerwohnungen waren anfangs schon ab 10.000 Mark, eine kleine Neubauvilla im andalusischen Stil für gut 50.000 Mark zu haben. Paradiesische Preise für Interessenten aus dem teuren Deutschland. Über das Dorf Torrox brach ein Bauboom herein. Der Ort bietet Deutschen, was sie in Essen oder Stuttgart nicht finden: türkisblaues Meer, kilometerlangen Sandstrand, eine von Palmen gesäumte Promenade und ein bergiges Hinterland für lange Wanderungen.
"...wie ein Stück Deutschland..."
Torrox Costa ist vor allem ein Refugium für Ruheständler. Die meisten kommen zum Überwintern her - wie Edith und Willi Deutsch, die noch einen "Stützpunkt" in Bad Schönborn haben, aber acht Monate im Jahr in ihrem Reihenhaus an der Costa del Sol verbringen. Für beide hat sich "ein Traum erfüllt", so Edith Deutsch: "Wir haben immer gesagt, wenn wir in Pension gehen, wollen wir nach Spanien." Ihre zweite Heimat biete "viel Lebensqualität": eine schöne Wohnanlage mit Pool, neue Freunde, gute Infrastruktur.
Hinzu kommt, dass "Torrox Costa wie ein Stück Deutschland ist", so Makler Prante. Man kauft bei "Lidl" ein, kostet im Café Alemana frisch gebackenen Kuchen. Es gibt eine deutsche Autowerkstatt, einen deutschen Tanztreff im Café Loreley, deutsche Skatclubs und einen deutschen Chor. Er probt einmal wöchentlich, singt in der Kirche und im Krankenhaus, auf Hochzeiten und Hotelveranstaltungen.
Die Spanier sind herzlich und entgegenkommend
Wer Kontakt zu Einheimischen sucht, muss sich nicht viel Mühe geben. Architekt Karl-Heinz Rober aus Göttingen hat Spanisch gelernt. Oft geht er in das alte Torrox weiter oben am Berg, eines jener weißen Dörfer, die für Andalusien typisch sind. "Wenn man auf die Spanier zugeht und sogar noch ein wenig ihre Sprache spricht, sind sie herzlich und entgegenkommend", hat Rober erfahren.
Viele Zuzügler haben inzwischen spanische Bekannte und Freunde, weiß Makler Prante. Vor allem diejenigen, die ständig in Torrox leben. Immerhin sind bereits gut 1500 der 6500 deutschen Immobilienbesitzer Dauerresidenten. Siegfried Teutsch zum Beispiel gab vor 24 Jahren nach einem Herzinfarkt seinen Elektrogroßhandel in Deutschland auf und zog mit seiner Frau nach Torrox Costa, zuerst in einen der Apartmentblocks. Später erwarb er zwei Hektar Land am Berg und baute mit viel Eigenleistung eine Finca. 180 Quadratmeter Wohnfläche hat das Anwesen, Terrassen mit Meerblick, einen Garten mit 500 Obstbäumen, zudem einen separaten Trakt mit Hallenbad und sechs Apartments, die er an Stammgäste vermietet. Ein solides Kapitalpolster. Die Finca hat heute einen Millionenwert.
Seit den Neunzigern haben sich die Immobilien-Preise verdoppelt
Die Zeit der Schnäppchen ist auch in Torrox Costa vorbei. Zwar ist im alten Ortsteil El Morche ein Apartment noch ab 60.000 Euro und im neuen Zentrum in zweiter Reihe ab 80.000 Euro zu bekommen, aber im Schnitt haben sich die Immobilienpreise seit den neunziger Jahren mehr als verdoppelt. Für eine gebrauchte 70-Quadratmeter-Wohnung mit Terrasse an der Promenade muss der Käufer rund 140.000 Euro hinblättern. Noch drastischer ist der Preisanstieg in der Neubausiedlung Torrox Park. Eine kleine Villa mit 90 Quadratmetern Wohnfläche, vor zehn Jahren für 165.000 Mark zu haben, kann heute schon mal 300.000 Euro kosten.
Die Nachfrage scheint dennoch ungebrochen. Die Wohneinheiten in Torrox-Park sollen von 800 auf 1000 aufgestockt werden. Als die Maklerfirma Stange Consult kürzlich zehn Villen (bis 150 Quadratmeter Wohnfläche, ab 230.000 Euro) offerierte, waren die "schon vor dem ersten Spatenstich innerhalb von drei Wochen weg", so Manager Prante. Zwischen Torrox und Nerja sei denn auch ein neuer Ferienpark mit 3000 Chalets, Luxusvillen, Wohnungen und Marina geplant.
Torrox Costa bleibt vergleichsweise günstig
Trotz anziehender Preise ist Torrox Costa im Vergleich zu anderen spanischen Ferienregionen immer noch günstig. Zudem gibt es bislang nicht solche rigiden Restriktionen wie zum Beispiel auf Mallorca, wo Neubau kaum mehr möglich ist. Wer dort dennoch bauen darf, muss etwa zur Errichtung einer Finca mindestens 14.000 Quadratmeter Land vorweisen können. In Torrox wird eine entsprechende Baugenehmigung schon ab 2500 Quadratmeter erteilt. Schöne Grundstücke im bergigen Hinterland gebe es noch zur Genüge, informiert Prante. Zunehmend kämen auch jüngere Käufer nach Torrox - "Angehörige der Erbengeneration, die sich eine Ferienvilla oder eine Finca leisten können".
Ohnehin gilt Spanien als Traumziel deutscher Immobilienkäufer. Von den gut 1,5 Millionen Bundesbürgern, die sich ein Ferien- oder Dauerdomizil im Ausland zugelegt haben, zog es allein 500.000 auf die Balearen, die Kanaren oder die Iberische Halbinsel. Darunter auch so manchen Berufsumsteiger. Wie Maria-Magdalena und Jürgen Kramp, die nach der Pleite ihres Arbeitgebers in Trier alle Ersparnisse zusammenkratzten und vor einem Jahr "das Risiko eingingen", in Torrox ein eigenes Geschäft zu eröffnen. "Der kleine Baumarkt" versorgt die Kunden mit Hölzern, Brettern und anderen Do-it-yourself-Materialien, die von einer Spedition aus Deutschland angeliefert werden. "Vor allem deutsche Hausbesitzer", sagt Jürgen Kramp, "sind froh, dass es uns gibt."
Tipps für den Hauskauf in Spanien
1. Keinem Verkäufer und Makler blind vertrauen, auch keinem deutschen. Anbieter und Angebot möglichst von seriösem Anwalt prüfen lassen; Informationen und Adressen beim deutschen Konsulat einholen.
2. Selbst formlose Kaufvereinbarungen sind - im Gegensatz zum deutschen Recht - ohne notarielle Beglaubigung gültig. Um sicher zu sein, dass der Verkäufer wirklich als Besitzer eingetragen und der Immobilienerwerb hieb- und stichfest ist, muss Einsicht ins spanische Grundbuch (registro de la propiedad) genommen und auf Eintragung ins Grundbuch bestanden werden.
3. Anzahlungen nur gegen Grundbuchauszug und Vollmachtsnachweis des Verkäufers oder Maklers leisten. Wer geleimt wurde, kann sein Geld wegen der langwierigen Verfahren meist abschreiben.
4. MaklerCourtage zahlt meist der Verkäufer, bei Kaufpreisen bis zu 250.000 Euro etwa fünf Prozent (meist im Preis enthalten). Die Gebühr für Notar und Grundbucheintragung liegt bei 2, die Grundsteuer zwischen 0,4 und 0,7 Prozent. Die Grunderwerbssteuer von 7 Prozent trägt der Käufer. Jährlich fallen je nach Immobilienwert 0,2 bis 0,5 Prozent Vermögenssteuer an, teilweise auch 15 bis 40 Prozent Abgaben auf den von der Gemeinde geschätzten Wertzuwachs. Bruttomieteinnahmen werden mit 25, Gewinne beim Verkauf innerhalb von zehn Jahren mit fünf Prozent versteuert.