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Studie Treibhaus-Effekte kosten Milliarden

Trotz des Klimaabkommens von Kyoto hat der Ausstoß von Treibhausgasen in die Atmosphäre in den letzten Jahren sogar zugenommen. Wenn sich nicht bald etwas ändert, kommt es zu katastrophalen Folgen - für Umwelt und Wirtschaft

In den Industrieländern hat der Ausstoß von Treibhausgasen ungeachtet der Klimaschutzziele von Kyoto erneut zugenommen. In den Jahren 2000 bis 2004 stiegen die Emissionen in den ost- und mitteleuropäischen Ländern um 4,1 Prozent, in den westlichen Industrieländern um 2 Prozent, wie das UN-Klimasekretariat mitteilte. Exekutivsekretär Yvo de Boer forderte die Staaten auf, ihre Anstrengungen zur Umsetzung wirksamer Klimaschutzmaßnahmen zu verstärken.

Emissionen steigen kontinuierlich an

Besonders im Transportwesen seien Verringerungen der Treibhausgase dringend notwendig, sagte de Boer. In diesem Sektor hätten die Emissionen zwischen 1990 und 2004 um 23,9 Prozent zugenommen. Die Gesamtemissionen der Industrieländer sind den Zahlen zufolge zwischen 1990 und 2004 zwar um 3,3 Prozent gesunken. Das sei aber in erster Linie auf eine Absenkung der Emissionen um 36,8 Prozent in den mittel- und osteuropäischen Staaten durch den Zusammenbruch vieler Industrien zurückzuführen.

Seit Beginn dieses Jahrhunderts habe sich der Trend in diesen Ländern jedoch umgekehrt. In den übrigen Industriestaaten seien die Treibhausgasemissionen von 1990 bis 2004 um insgesamt 11,0 Prozent gestiegen. Das Kyoto-Protokoll verpflichtet gegenwärtig 35 Industriestaaten und die Europäische Gemeinschaft, die Treibhausgasemissionen im ersten Verpflichtungszeitraum zwischen 2008 und 2012 um durchschnittlich 12 Prozent unter das Niveau von 1990 zu senken.

Inaktivität mit katastrophalen Folgen

Wenn ein dramatisches Schrumpfen der Weltwirtschaft mit verheerenden sozialen Folgen noch verhindert werden soll, muss der Kampf gegen die Erderwärmung nach der neuen Studie von Wirtschaftswissenschaftler Nicholas Stern international höchste Priorität bekommen. Durch den Klimawandel drohe der internationalen Wirtschaft ein Rückgang um rund 20 Prozent, heißt es in der in London vorgelegten Studie. Die Welt könne in eine Depression schwerer als jene Anfang der 30er Jahre abgleiten. Mehr als 200 Millionen Menschen könnten auf der Flucht vor Überschwemmungen oder Dürren Aufnahme in fremden Ländern suchen.

Der britische Premierminister Tony Blair und Schatzkanzler Gordon Brown appellierten an die internationale Gemeinschaft, gemeinsame Abwehrmaßnahmen gegen die drohende Gefahr nicht mehr länger hinauszuzögern. Die Folge weiterer Inaktivität wäre "im wahrsten Sinne des Wortes katastrophal", sagte Blair. "Und dieses Desaster droht nicht in einer fernen Science-Fiction-Zukunft, sondern in unserer Lebenszeit." "Wir haben aber noch die Zeit und wir haben das Wissen zu reagieren", erklärte der Leiter der von der britischen Regierung im Sommer 2005 in Auftrag gegebenen Untersuchung, der Wirtschaftswissenschaftler Sir Nicholas Stern. "Aber nur, wenn wir weltweit entschlossen und rasch handeln."

Handlungsbedarf von allen Seiten

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) sieht die in London vorgelegte Studie als Bestätigung für die heraufziehende Bedrohung. "Wir müssen jetzt handeln - auf nationaler und internationaler Ebene. Die nächsten 10 bis 15 Jahre entscheiden darüber, ob wir die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels noch verhindern können oder sie unseren Kindern und Enkeln einfach zumuten."

Blair vermied es in seinem Appell an die internationale Gemeinschaft, direkt die USA und deren Weigerung anzusprechen, sich wieder dem Kyoto-Umweltschutzabkommen anzuschließen. Jedoch macht der 700 Seiten umfassende Stern-Bericht deutlich, dass nach Auffassung seiner Autoren entschlossene internationale Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgase im Gegensatz zur Argumentation der US- Regierung am Ende mehr Geld einbringen als kosten würden. Zu den dringend erforderlichen Aktionen zur Gefahrenabwehr muss laut Stern gehören, dass die Ziele der Schadstoffreduzierung deutlich erhöht werden und dass sich Länder wie die USA, China und Indien an deren Einhaltung beteiligen.

DPA DPA

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