Ein Expertengremium denkt laut nach und eine ganze Branche ist verunsichert: Die bisher bekannt gewordenen Vorschläge der Hartz-Kommission zur Reform des Arbeitsmarktes haben bei den Zeitarbeitsunternehmen in Deutschland die Alarmglocken läuten lassen. Sie fürchten bei einer stärkeren Nutzung der Zeitarbeit zur Senkung der Arbeitslosigkeit außen vor zu bleiben. Die Hartz-Pläne treffen die Branche zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt: Kam in den vergangenen Jahren kaum ein Bericht über die Zeitarbeit in Deutschland ohne das Wort »Boom« aus, so hat die allgemeine Konjunktur- und Arbeitsmarktschwäche zuletzt auch in dieser Branche ihre Spuren hinterlassen.
Stagnation erwartet
In diesem Jahr rechnet die Branche nach stabilen Wachstumsraten in der Vergangenheit mit einem stagnierenden Umsatz von etwa 6,6 Milliarden Euro bei den rund 3.800 Betrieben.
Konkurrenz befürchtet
Auf Skepsis stoßen bei den Zeitarbeitsunternehmen die geplanten Personal-Service-Agenturen, die von der Hartz-Kommission ins Gespräch gebracht wurden. Nach dem was bisher bekannt ist, sollen den Arbeitsämtern zugeordnete Agenturen Arbeitslose an Unternehmen verleihen. Ob und wie diese mit privaten Zeitarbeitsunternehmen kooperieren, ist noch fraglich.
Nicht das Wasser abgraben
Der Bundesverband Zeitarbeit Personal-Dienstleistungen (BZA) sieht die drohende Konkurrenz mit Argwohn. »Die Agenturen müssen nach den selben Grundsätzen wie private kommerzielle Zeitarbeitsunternehmen tätig sein, um sich nicht dem Vorwurf rechtswidriger, staatlich geförderter Wettbewerbsverzerrung auszusetzen«, schreibt BZA- Präsident Ernst Vollbracht in einem offenen Brief an die Hartz- Kommission. Im Klartext: Sie dürfen nicht mit Hilfe staatlicher Subventionen den privaten Unternehmen das Wasser abgraben.
Warum sollen die das besser können?
Der BZA sieht die Vermittlung der Arbeitslosen verständlicherweise lieber in den Händen der Privatunternehmen. »Warum soll eine Personal-Service-Agentur pro Arbeitsamtsbezirk dies besser können als eine durchschnittlich 33-fache Anzahl von Zeitarbeitsunternehmen mit langjähriger Branchenerfahrung?« Um schlimmeres zu verhindern, will sich der Verband in die Beratungen der Hartz-Kommission einbringen. Auf ein Gesprächsangebot hat der BZA nach eigenen Angaben aber bislang vergeblich gewartet. Positiv bewerten Zeitarbeitsunternehmen wie etwa Randstad an den Hartz-Plänen zumindest, dass die Zeitarbeit nun offensichtlich als »seriöse Beschäftigungsvariante anerkannt« werde.
Schwarze Schafe gibt es üebrall
Für die Gewerkschaften, lange Zeit Hauptkritiker der Zeitarbeit, sind die Unternehmen inzwischen kein rotes Tuch mehr. Die Arbeitnehmerorganisation hatte ihnen immer wieder Lohndumping und zahlreiche Verstöße gegen das Sozial- und Arbeitsrecht vorgehalten. Zwar gibt es in der Branche noch immer schwarze Schafe, heißt es bei der IG Metall. Die Gewerkschaft erkennt inzwischen aber auch die positiven Seiten der Zeitarbeit an. So bekommen immerhin 30 bis 40 Prozent der zunächst über Zeitarbeit Beschäftigten eine feste Stelle beim entleihenden Unternehmen. Mit einigen Zeitarbeitsfirmen haben die Gewerkschaften inzwischen sogar Tarifverträge abgeschlossen. Und auch das Image der lange Zeit verruchten Branche scheint aus Gewerkschaftssicht langsam besser zu werden: »Die Branche hat sich bemüht, ein bisschen mehr Seriosität aufzubauen«, heißt es bei der IG Metall wohlwollend.