Das Jahr 2009 bringt für die Planung einer Geldanlage noch mehr Unbekannte als sonst: Wie lange wird die Rezession noch dauern? Wird es eventuell noch schlimmer? Wann steigen die Zinsen wieder? Folgt bald eine Inflation? Wie entwickelt sich das Weltwirtschaftssystem nach dieser Krise?
Kurse steigen seit März wieder
Die Geschichte der Finanzmärkte lehrt, dass Börsen die Konjunkturzyklen vorwegnehmen – sie reagieren früher als die Realwirtschaft: Aktienkurse fallen bereits, wenn die Wirtschaft gerade noch brummt. Im Sommer 2008 waren die Kurse bereits seit neun Monaten auf Talfahrt, bevor die ersten Zeichen einer Abkühlung der Wirtschaft erkennbar waren. Als die Rezession im Spätherbst dann zur Gewissheit wurde, hatten sich die Kurse schon halbiert.
Im Gegenzug steigen die Kurse bereits wieder leicht an, wenn die Rezession noch wütet, in der festen Erwartung, dass sich bald alles zum Besseren wendet. Und so könnte das kommende Jahr trotz zu erwartender schlechter Wirtschaftslage bereits wieder ein gutes Jahr für Aktien werden.
Die Anleger haben die Witterung schon aufgenommen. Seit Anfang März steigen die Kurse, obwohl noch keiner weiß, wie stark die Wirtschaft tatsächlich beschädigt ist. Offenkundig hoffen die Käufer, dass die stattlichen Rettungsprogramme den freien Fall der Weltwirtschaft in den nächsten Monaten zum Stillstand bringen.
In Amerika wird zum ersten Mal seit 80 Jahren im großen Stil Geld gedruckt. Wenn die Notenbanken im Aufschwung nicht schnell wieder zu einer angemessenen Geldmengensteuerung kommt, drohen hohe Inflationsraten. Neben Gold und Immobilien bieten Aktien und Investmentfonds dann die einzige Geldanlage, die bei hoher Inflation zumindest den Erhalt des Vermögens ermöglichen kann.
Anlagen richtig mischen
Geldanlage ist ein ewiger Kampf mit dem inneren Schweinehund. Wer etwas zurücklegen will, braucht Disziplin und eine gute Strategie. Die richtige Mischung von Anlagen verschieden hoher Laufzeiten und Risikoklassen wie Aktien, Staatsanleihen, Festgeld, Investmentfonds, Immobilienfonds oder Tagesgeld, sorgt für ein möglichst attraktives Rendite- Risiko-Verhältnis. Das Mischungsverhältnis hängt von individuellen Ansprüchen und der persönlichen Risikoneigung ab.
Wie beim Hausbau, muss das Dach aber auf stabilen Säulen stehen – deshalb bilden sichere Anlageformen immer die Basis einer soliden Geldanlage- Strategie. Dazu zählen Bundeswertpapiere, Festgeld, Immobilienfonds und Rentenfonds. Je mehr man sich einem geplanten Anlageziel nähert, desto mehr sollte man sein Vermögen in diese sicheren Anlagewerte umschichten. Wer sich also demnächst mit 50.000 Euro in eine Senioren-Residenz einkaufen will, sollte sein Vermögen nicht mehr in spekulativen Aktienfonds mit hohem Verlustrisiko anlegen.
Wenn es nötig sein sollte, muss man wenigstens auf Teile seines Vermögens zugreifen können. Also sollte man eine angemessen Teil in kurzfristigen Geldanlage-Verträgen binden.
Unterschiedliche Geldanlage-Typen brauchen unterschiedliche Depots
Die Stiftung Warentest schlägt Muster-Depots für unterschiedliche Anlegertypen vor: Eine Geldanlage für hohe Renditen sollte zu einem Viertel aus sicheren Zinsanlagen und zu drei Vierteln aus Aktien aus Europa, Nordamerika, der Pazifik-Region und den Schwellenländern bestehen – sie trägt ein hohes Kursrisiko. Vorsichtige Anleger drehen das Verhältnis um und setzen zu 75 Prozent auf Zinsanlagen, ein Musterdepot mit ausgewogenem Risiko enthält je zur Hälfte weltweite Aktien und sichere Zinspapiere.
Andere Berater stellen andere Prognosen und empfehlen individuell angepasste Zusammensetzungen. Renditeaussichten und Risiko lassen sich an vielen Stellschrauben individuell regeln.
Für Aktien braucht man gute Nerven und viel Zeit
Wer sich als Geldanlage ein einigermaßen sinnvolles eigenes Aktien-Depot zusammenstellen will, sollte sich vor dem Kauf gründlich über die Unternehmen informieren und muss den Markt beobachten. Wer sich mit derartigen Aufgaben überfordert fühlt, der sollte lieber zu Investmentfonds greifen, entweder aktiv gemanagt oder auf einem Aktien-Index basierend, da das Risiko hier auf die Entwicklung einer Vielzahl von Aktienwerten verteilt ist.
Anleger, die bei der Geldanlage auf Einzelaktien verzichten, haben aber auch keine Chance, von einer Einzelwert-Kursrallye zu profitieren, wie sie zum Beispiel die Volkswagen-Stammaktie nach der Übernahme durch Porsche hingelegt hat oder Apple nach dem Erfolg seiner iPod-Musikplayer. Aber wer solche Kursexplosionen vorhersagen kann, der könnte sein Geld auch gleich als hoch bezahlter Börsenmakler oder Investmentbanker verdienen.
Egal, ob man Einzelaktien kauft oder Investmentfonds: Bei einer derartigen Geldanlage muss man häufig genügend Zeit mitbringen, um eventuelle Kurseinbrüche aussitzen zu können. Wer noch jünger ist, kann Verlustphasen besser verkraften, weil der nächste Kursaufschwung so gut wie sicher ist. Zuletzt gab es innerhalb von zehn Jahren gleich zweimal einen Börsencrash mit fatalen Auswirkungen für die Geldanlage vieler Aktionäre. Trotzdem braucht man risikobehaftete Geldanlage-Formen im Portfolio, wenn man eine überdurchschnittliche Rendite erzielen will.
In Krisenzeiten glänzt Gold besonders hell
Gold ist in Krisenzeiten schon immer beliebt – derzeit steigt der Kurs. Grundsätzlich gilt aber: Anleger sollten nur höchstens fünf bis zehn Prozent des Ersparten in Gold stecken. Denn ein Investment in physisches Gold bringt keine Zinsen und die Anlage ist spekulativ. Der Preis kann schnell wieder sinken. Goldbarren oder -münzen sind im Bankschließfach am besten aufgehoben – auch falls das Institut pleite geht, gehört der Inhalt weiter dem Kunden.
Wer eine Geldanlage aufbauen will, bleibt zurzeit besser vorsichtig und begnügt sich mit moderaten Renditen bei geringem Risiko. Wann es wieder bergauf geht mit Zinsen, Aktienkursen und Ertragsfantasien hängt von den Unternehmensgewinnen, dem Schicksal der Weltwirtschaft, den Analysten- Erwartungen und dem „Krankheitsverlauf“ des Finanzgewerbes ab.
Die Geschichte der Finanzmärkte zeigt: Große Vermögen werden in Krisenzeiten oder kurz danach gemacht, da in solchen Phasen die Kursschwankungen und damit Chancen für Gewinn- und Wertsteigerungen größer sind als im Normalfall.