Beim Abschluss eines Immobilienkredits geht es um richtig viel Geld. Denn für viele Kunden ist der Immobilienkauf das mit Abstand teuerste Geschäft ihres Lebens. Doch ausgerechnet bei der Baufinanzierung lässt die Qualität der Beratung häufig zu wünschen übrig, zeigt ein verdeckter Praxistest von "Finanztest".
Die Finanzexperten der Stiftung Warentest haben Tester zu 130 Beratungsgesprächen bei Banken und Kreditvermittlern geschickt. Die Beratung war selten gut – und teils so fehlerhaft, dass die Kunden viel Geld verschenkt hätten oder in finanzielle Probleme gekommen wären. "Auf die Beratung bei einem Baufinanzierer ist oft kein Verlass", heißt es im Fazit des Tests.
Von 19 Banken und Kreditvermittlern, die jeweils in mehreren Gesprächen getestet wurden, waren nur vier Anbieter hinsichtlich Beratung und Kosten "gut". Das waren die Sparda Bank Baden-Württemberg, die Hypovereinsbank sowie die Kreditvermittler Interhyp und Dr. Klein. Bei ihnen stimmte sowohl die Qualität der Beratung als auch die Konditionen des Kreditangebots.
Von den übrigen Banken und Sparkassen kam keine über die Gesamtnote "Befriedigend" hinaus. Teils war der empfohlene Immobilienkredit viel teurer als marktüblich, teils unterliefen den Beratern peinliche Fehler.
Baufinanzierung: Die Fehler der Berater
Dabei war die von "Finanztest" gestellte Aufgabe nicht sonderlich schwer: Ein Ehepaar wollte wissen, wie sich der Kauf einer konkreten Eigentumswohnung finanzieren ließe. Neben dem Exposé brachten die Tester alle notwendigen Informationen über Eigenkapital, Einkommen und Ausgaben mit. Eingespeist in ein entsprechendes Computerprogramm hätte eigentlich jeder Berater und jede Beraterin damit ein solides Angebot erstellen können.
Doch teilweise versagten diese schon bei den Basics. Fast jeder vierte Berater setzt laut "Finanztest" die Kreditsumme deutlich zu niedrig an, sodass mindestens 10.000 Euro gefehlt hätten, um das Objekt inklusive Nebenkosten zu finanzieren. Einige hatten übersehen, dass das Ehepaar an einen Teil ihres in Festgeld angelegten Ersparten gar nicht kurzfristig herankam, sodass es nicht für den Kauf zur Verfügung stand. Andere Berater hingegen setzten die Kreditsumme um bis zu 50.000 Euro zu hoch an, sodass sich die Zinskonditionen unnötig verschlechterten.
In vielen Fällen setzten die Berater auch die monatliche Kreditrate zu hoch an, sodass die Kunden Schwierigkeiten gehabt hätten, diese zu stemmen. Besonders sportlich war das Angebot der Frankfurter Sparkasse mit einem Tilgungssatz von 5 Prozent: Das Ehepaar hätte laut "Finanztest" jeden Monat 780 Euro mehr für den Kredit zahlen müssen als es sich hätte leisten können, ohne Abstriche beim Lebensstandard zu machen. Auch den Vorschlag eines Beraters der BW Bank, statt zu tilgen einen Bausparvertrag zu besparen, bewerten die "Finanztester" als ungeeignet, weil unterm Strich zu teuer.
Besonders entsetzt zeigte sich "Finanztest" über eine "Chaos-Finanzierung" bei der Hamburger Sparkasse. Schon beim Eingeben der Daten war dem Berater ein Zahlendreher unterlaufen – den Kaufpreis setzte er statt mit 449.000 Euro mit 494.000 Euro an. Außerdem setzte er den Kredit um mehr als 30.000 Euro zu hoch an und empfahl ein Kredit-Angebot, dass die Kunden gar nicht bekommen hätten. Der Kredit war nur für besonders umweltfreundliche Objekte gedacht, die zum Kauf stehende Wohnung verfehlte die Kriterien um Längen.