Der Fachinformatiker Manuel Wiegand war im Herbst 2017 auf Wohnungssuche. Seine Ausbildung war fertig, er wollte gerne bei seinen Eltern ausziehen in die erste eigene Wohnung. Das Inserat, dass er auf einem großen Immobilienportal fand, klang super: 42 Quadratmeter im Südwesten Münchens mit Balkon für 620 Euro warm. Er kontaktiert die Vermieterin und besichtigt die Wohnung.
Doch dann fordert die Frau von ihm plötzlich eine Kaution in Höhe von 2000 Euro. Der junge Mann wird skeptisch. Doch sie beschwichtigt: Sie müsse sich nach schlechten Erfahrungen absichern. Außerdem wolle sie das Bad sanieren. Wiegand ist beruhigt, unterschreibt den Mietvertrag und zahlt die Kaution in bar. Ein großer Fehler.
So funktioniert der Betrug mit der Mietkaution
Diese Masche nenne sich Mietkautionsbetrug, berichtet Finanztest. Vor allem in Deutschlands Großstädten mit angespannten Mietmarkt würden die Betrüger die Not der Wohnungssuchenden ausnutzen. Auch Wiegand wurde reingelegt. Nach der Zahlung ist die Frau nicht mehr erreichbar. Kurz vor seinem geplanten Umzug in die Wohnung fährt er dort hin, weil er die Nummer des Stromzählers benötigt. Der Mieter der Wohnung weist ihn ab. Am Ende zeigt sich: Er hatte den Schlüssel der Frau überlassen, damit sie in seinem Urlaub die Blumen gießt. Wieland erstattet Anzeige.
Von der Abzockmasche gibt es inzwischen einige Varianten. Einige Betrüger antworten auf Interessentenmails in Englisch oder sehr schlechtem Deutsch. Weiter heißt es, der Vermieter sei im Ausland und könne nicht selbst die Besichtigung übernehmen. Dem Interessenten wird angeboten, dass er den Schlüssel und Mietvertrag per Post bekommt, wenn er eine Kaution zahlt. Meist sind die Angebote mit hübschen und seriös wirkenden Bilder versehen und der Mietpreis ist unschlagbar günstig.
Abzocke mit Airbnb-Wohnungen
Aber es geht noch dreister: Betrüger mieten via Airbnb Wohnungen und bieten diese dann auf den gängigen Portalen als ihre eigene an. Nach der Besichtigung wollen sie nicht nur eine Kaution, sondern häufig auch noch eine Abstandszahlung für die Küche oder den teuren Fußboden haben.
Claus Deese, Chef des Deutschen Mieterbundes, macht klar: Bei sehr günstigen Angeboten in beliebten Wohnlagen sollten die Alarmglöckchen klingeln. Denn Schnäppchen gebe es auf dem aktuellen Wohnungsmarkt nicht. Auch Finanztest mahnt, dass Wohnungssuchende bei sehr günstigen Angeboten vorsichtig sein sollten. Niemals sollte eine Vorauszahlung der Mietkaution geleistet werden, weder in bar noch als Überweisung. Die Mietkaution wird erst fällig, wenn der Vertrag unterschrieben und die Schlüssel übergeben wurden. Außerdem kann sie in drei Raten bezahlt werden. Finanztest warnt darüber hinaus vor Vermietern im Ausland. Steckt ein Maklerbüro hinter dem Angebot, sollte man prüfen, ob es das überhaupt gibt.
Manuel Wiegand hat Lehrgeld bezahlt. Inzwischen hat er eine Wohnung gefunden. Die Betrügerin, die ihn und andere abgezockt hat, sitzt hinter Gittern. Ihr wurde Betrug in 85 Fällen nachgewiesen. Verurteilt wurde sie zu einer Gesamtfreiheitsstrafe von drei Jahren. Allerdings: Die Geschädigten wie Wiegand haben ihr Geld nicht wiedergesehen.
Mehr Informationen zum Thema bekommen Sie unter www.test.de gegen Gebühr.