Mietmarkt Herzloser Vermieter gibt Missbrauchsopfern keine Wohnung mehr

Der größte Vermieter Großbritanniens hat eine No-go-Liste erstellt. Alleinerziehende Mütter und Opfer häuslicher Gewalt bekommen 2017 keine Wohnung mehr von ihm. Sie machen zu viel Ärger.

Fergus Wilson gilt als der Vermieter mit dem größten privaten Wohnungsbestand in Großbritannien. Um das Geschäft seines Miet-Imperiums zu optimieren, hat er Ende letzten Jahres eine Liste erstellt und an die Angestellten herausgegeben. Auf ihr stehen alle Gruppen, die in Zukunft keinen Mietvertrag mehr erhalten werden.

Besonders empört, dass auf der Keine-Mieter-Liste auch Frauen gelandet sind, die von ihren Ex-Partnern verprügelt wurden. Wilson fürchtet nämlich, dass die gewalttätigen Ex-Männer früher oder später aus einem Grund auftauchen könnten. Dann könnte es geschehen, dass sie nicht nur die Frauen erneut misshandelten, sie könnten Wilsons Eigentum beschädigen.

Kein Ärger und eine sichere Mietüberweisung

Alleinerziehende Mütter werden verbannt, weil sie eventuell mit der Miete in Rückstand geraten können. Familien mit Kindern unter 18 sind Wilson ebenfalls suspekt. Niedriglöhner und sogenannte Zero-Hour-Contract-Arbeiter will Wilson ebenfalls nicht in seinen Häusern sehen. Personen, die staatliche Mietbeihilfe erhalten, sind auch unerwünscht. Selbst Klempner sind auf der Liste gelandet. Denn sie würden bei Abrechnungen betrügen, meint der Vermieter.

Ist das Diskriminierung? Kein Stück, verteidigt sich Wilson vor der Zeitung  "The Telegraph". "Es spricht nichts dagegen, Chinesen zu nehmen oder Schwarze oder Homosexuelle. Solange sie die Miete bezahlen können, ist mir die Hautfarbe total egal."

Beschädigungen durch Ex-Männer

Die Ausschluss-Liste will Wilson aus der Daten-Analyse seines Wohnungsimperiums gewonnen haben. Mit Gruppen, die Ärger machen, werden 2017 eben keine neuen Verträge abgeschlossen, basta. "Wenn Leute mit rosa Socken regelmäßig Probleme mit der Miete haben, werden wir nicht mehr an Personen mit rosa Socken vermieten", bekräftigt der Vermieter.

Misshandelte Frauen seien ein spezielles Problem, das gibt Wilson immerhin zu. Sie täten ihm leid, denn die Frauen würden normalerweise stets die Miete überweisen. Aber auf den Schäden, die sie mit sich bringen, bleibe er sitzen. Denn im Schlepptau der Frauen folgen die gewalttätigen Männer. Sie würden Türen eintreten und ganze Wohnungen verwüsten.

"Es kostet unser Geld und wir haben den ganzen Ärger, die Sachen wieder zu reparieren. Wenn ein Haus mit Farbe beschmiert wurde, steht es manchmal Monate leer. Wenn wir bei uns keine Prügelopfer aufnehmen, passiert das erst gar nicht."

Böse Absicht kann Wilson nicht erkennen. Seiner Meinung nach würden vier von fünf privaten Vermietern genauso handeln.  "Das ist reine Ökonomie. Es ist Aufgabe des Staates, den armen Menschen zu helfen."

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