Besonders im Bereich der Geschäftsreisen boomt die Hotelbuchung über das Internet. Der Grund: "Unternehmen müssen ihre Reisekosten drücken und bei uns sind alle Serviceleistungen für den Kunden kostenlos", sagt Tobias Ragge. Mit seinem Partner Hartmut Keil zusammen betreibt er die Hotel Reservation Services (HRS) in Köln. Sein Vater baute das Unternehmen 1972 auf. Jetzt will HRS mit einer ausgebauten Internetseite den Umsatz weiter ankurbeln. In Reisebüros fallen Transaktionsgebühren bei Buchung, Änderung oder Stornierung an. "Der alte tradierte Weg des Reisebüros ist heute nicht mehr kosteneffizient für den Kunden. Und für den Hotelier sind wir der billigste Vertriebskanal", sagt Ragge.
Hotelbesitzer werden flexibler
Die Kölner Herren der Hotelbetten beziehen von den tatsächlich getätigten Buchungen eine Kommission von zehn Prozent bei den Hoteliers. "Der Hotelbesitzer hat im Gegenzug auf unserer Internetseite eine kostenlose Werbefläche", sagt Ragge. Die wird von dem Hotelier selbst verwaltet. "Ist in einer Stadt eine Messe, kann der Hotelbesitzer die Preise angleichen oder sich für die Zeit komplett aus dem Angebot nehmen. Ist sein Haus so gut wie leer, kann er mit günstigen Preisen locken."
Der Vorteil für den Kunden: "Besucher der Webseite bekommen nur Angebote angezeigt, die auch tatsächlich zur Verfügung stehen. Sie müssen sich nicht durch lange Listen klicken, um dann zu erfahren, dass das Hotel ausgebucht ist", erklärt Ragge das Prinzip. Hinzu komme: HRS bietet nach den Worten Ragges ein sehr großes Kundenvolumen. Neben den 11.000 Firmenkunden - darunter die Deutsche Telekom, Ikea oder Toshiba - habe HRS die eigene Webseite mit Millionen von Nutzern. Dazu kommen Partner wie Airlines, die Deutsche Bahn oder der ADAC. "Da müssen wir einen besseren Preis bekommen."
Zahlen bleiben Firmengeheimnis
Alleiniger Gesellschafter der GmbH ist Robert Ragge. Sein Sohn Tobias ist als Juniorpartner vor neun Monaten nach einem Betriebswirtschaftsstudium mit eingestiegen. Und der macht aus den Angaben zum Umsatz und zum Gewinn ein Firmengeheimnis. "Wir sagen nichts dazu." Allerdings ist der Umsatz nach seinen Worten in der Vergangenheit jedes Jahr um rund 40 Prozent gestiegen. Laut Ragge hat HRS einen Marktanteil von fast 60 Prozent bei den Online-Hotelbuchungen. Wettbewerber kämen dort lediglich auf einstellige Zahlen.
Ragge senior ging 1972 mit einem Reisebüro ins Tourismusgeschäft. "Zu Messezeiten gab es damals noch zu viele Gäste und zu wenige Hotels", beschreibt Ragge die Arbeit seines damals 34 Jahre alten Vaters. Das war die Geschäftsidee für den gebürtigen Gelsenkirchener. "Wenn man das zur Messe hinbekommt, was am schwierigsten ist, dann kann man das auch ganzjährig versuchen", beschreibt Ragge junior die Anfänge. Dabei habe HRS früh auf Technologie gesetzt und war bereits 1996 mit einer Online-Präsenz dabei. "Das Netz war für die Reisebranche die Erfindung der Dampfwalze."
Neue Website mit erweiterten Suchfunktionen
Mittlerweile gebe es rund 300 Millionen Zugriffe pro Monat. Etwa 180 Beschäftigte arbeiten im Unternehmen, Tendenz steigend. "Wir bieten alles: Vom 1-Sterne- bis zum 5-Sterne Hotel", beschreibt der 28-Jährige. Dazu komme ein weiterer Vorteil: "Bei uns kann man Gruppenreisen, Konferenzen oder Buchungen für Messen vornehmen und wir garantieren eine Abwicklung innerhalb von 24 Stunden." Bekannt macht er HRS auf weltweit rund 80 Tourismusmessen. Am Firmensitz in Köln arbeiten allein 30 Menschen, die rund 15 Sprachen abdecken und mit den Hoteliers in aller Welt verhandeln. Nun geht eine erweiterte Internetseite am 18. April an den Start, die in 30 Sprachen weltweit erhältlich ist. "Der Kunde kann Hotels jetzt nach Städten, Regionen, Postleitzahlen, Adressen und Sehenswürdigkeiten oder auch nach Kinderfreundlichkeit suchen", sagt Ragge.
Für 220 Länder werden kostenlos Reiseinformationen geboten, etwa Visabestimmungen oder klimatische Verhältnisse und auch Tipps über weltweit 1000 Städte, beispielsweise über Museen, Restaurants oder Nightlife. Entfernungen zum Flughafen, zum Bahnhof oder zur Autobahn sowie spezielle Wünsche zur Zimmerausstattung kann der Kunde bei der Suche nach einem Hotel als Kriterien eingeben. "Wir haben sogar die Kategorie: Unterstellplatz für Pferde."