Eine EU-»Krankencard« sowie einheitliche Regeln für Lebensläufe sollen Arbeitnehmern den Job-Wechsel innerhalb der Europäischen Union erleichtern. Dies ist Teil eines umfassenden Aktionsplans der EU-Kommission, die zahlreichen bestehenden Barrieren für die grenzüberschreitende Mobilität von Beschäftigten niederzureißen.
»Wir wollen die europäischen Arbeitsmärkte für alle öffnen und brauchen mehr berufliche Mobilität, wenn wir die Zukunft meistern wollen«, sagte Kommissionspräsident Romano Prodi in Brüssel zu den Plänen.
Die Zahlen sprechen für sich: Nach offiziellen Angaben zogen im Jahr 2000 in der gesamten Europäischen Union nur 225.000 Menschen, das sind 0,1 Prozent der Bevölkerung, von einem EU-Land in ein anderes um. Schuld daran sind neben mangelnden Fremdsprachenkenntnissen die in den 15 Unionsländern nach wie vor unterschiedlichen Sozial- und Rentensysteme sowie die mangelhafte gegenseitige Anerkennung beruflicher Qualifikationen und Probleme bei der Jobsuche.
Ein wichtiger Punkt zur Beseitigung dieser Hürden für einen beruflichen Wechsel ins Ausland ist für EU-Sozialkommissarin Anna Diamantopoulou die Einführung einer computerlesbaren EU-weit gültigen Krankenversicherungskarte. Diese könnte nach ihren Angaben schon im kommenden Jahr das bekannte Formular E111 ersetzen. Dies müssen beispielsweise deutsche Urlauber in der Regel ausfüllen, wenn sie etwa in Frankreich im Notfall einen Arzt besuchen.
Mit der neuen Karte werden nach den Angaben der Kommission »Papierkram und Verwaltungsaufwand reduziert und jeder hat den Nachweis in der Hand, dass er Anspruch auf medizinische Versorgung überall in der EU hat und die Kosten vom eigenen Mitgliedsstaat erstattet werden«. Nach den Worten Diamantopoulous soll die »EU- Krankencard« wie »ein Mobiltelefon sein, das ja auch im europäischen Ausland problemlos funktioniert«.
Gleichzeitig stellte die Kommission einen EU-Lebenslauf vor, der besonders Studierenden und Auszubildenden die grenzüberschreitende Arbeitssuche erleichtern soll. »Der europäische Muster-Lebenslauf stellt die Kompetenzen und die Berufserfahrung klar und vergleichbar dar«, sagte EU-Bildungskommissarin Viviane Reding. Während er kein Bewerberfoto, wie in Deutschland üblich, vorsieht, sollen neben dem beruflichen Werdegang ausführlich auch soziale, künstlerische oder technische Fähigkeiten beschrieben werden, die nicht im Rahmen einer Ausbildung erworben wurden. Außerdem beginnt die Auflistung mit den neuesten Daten des Bewerbes und nicht mit der Geburt.
Bis zum Jahr 2005 sollen nach den Plänen der Kommission alle Hindernisse für die berufliche und geographische Mobilität der Arbeitnehmer in der EU beseitigt sein. Und dies ist nur ein Zwischenschritt auf dem Weg zum eigentlichen Ziel, dem sich die EU-Staats- und Regierungschefs im Frühjahr 2000 in Lissabon verpflichtet hatten: Europa bis 2010 zum wettbewerbsfähigsten wissensbasierten Wirtschaftsraum in der Welt zu machen.