Ausgebrannt Immer mehr vom Burn-out-Syndrom betroffen

Die Zahl der vom so genannten Burn-out-Syndrom Betroffenen nimmt erheblich zu. Leer, seelisch verausgabt und kaputt fühlen sich vor allem Menschen, die freiberuflich arbeiten, Lehrer und Führungskräfte.

Sie fühlen sich leer, seelisch verausgabt, unzufrieden und kaputt - Menschen, die an einem so genannten Burn-out-Syndrom leiden. Und ihre Zahl nimmt erheblich zu. Von den rund 400 Patienten, die jährlich mit depressiven Erkrankungen in das Vivantes Klinikum Spandau kommen, leiden mehr als 15 Prozent am Burn-out-Syndrom. "Vor zehn Jahren waren noch nicht mal die Hälfte betroffen", sagt Prof. Dr. Jürgen Staedt, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie im Vivantes Klinikum Spandau. Betroffen sind vor allem Menschen, die freiberuflich arbeiten, Lehrer und Beschäftigte in mittleren Führungspositionen, wie beispielsweise Abteilungsleiter.

"Die Betroffenen fühlen sich morgens schon kraftlos, ausgepowert, schleppen sich in der Regel durch den Berufsalltag, fühlen sich ständig lustlos, sind müde, erschöpft. Es kommt zu einer Abkapselung", beschreibt Prof. Staedt die Symptome der Erkrankung. Die Patienten vernachlässigen ihre Bezugspersonen, ihre Familie und Freunde und gehen auch den Hobbys nicht mehr nach. Es folgt oft eine gewisse Reizbarkeit, kompensatorisch wird mehr Kaffee getrunken, geraucht oder mehr gegessen. Hält dieser Zustand länger an, kommt es oft auch zu Schlafstörungen und nächtlicher Grübeleien.

Um aus dem Teufelskreis zu kommen, ist professionelle Hilfe notwendig

Aus psychiatrisch-psychotherapeutischer Sicht handelt es sich nach Aussage von Prof. Staedt beim Burn out um eine depressive Symptomatik, die letztendlich Spiegel gesellschaftlicher Prozesse sind.

Das persönliche Selbstbild in unserer Gesellschaft werde zunehmend durch einen selbstbewussten Erlebnisstil geprägt. Prof. Staedt: "Für uns stehen an erster Linie Selbstverwirklichung, Selbstbehauptung, Eigenliebe, Eigeninitiative und Selbstbestimmung im Zentrum. Dieser hohe Eigenanspruch führt häufig dazu, dass die Arbeit zunehmend alle Lebensbereiche dominiert und die beruflichen und die privaten Wünsche wie unvereinbar nebeneinander stehen." Um aus diesem Teufelskreis zu kommen, ist oft professionelle psychiatrisch-psychotherapeutische Hilfe notwendig.

"Aus unserer Erfahrung ist es oft schon sehr hilfreich, wenn es den Betroffenen gelingt, im Gespräch die unangenehmen, oft schambesetzten Versagensgefühle und subjektiv erlebten Unzulänglichkeiten in Worte zu fassen. Sehr hilfreich ist das Erarbeiten eines Genusstrainings, da die vom Burn out Betroffenen in der Regel verlernt haben, selbstfürsorglich liebevoll mit sich umzugehen", beschreibt Prof. Staedt die Behandlung.

Berufsschullehrer unter Psycho-Stress

Lehrer an Berufsschulen leiden besonders unter Psycho-Stress. Dies ist das Ergebnis einer Befragung der Deutschen Angestellten-Krankenkasse (DAK) von 507 Pädagogen, die am 6. April in Berlin vorgestellt wurde. Danach besteht bei jedem dritten Berufsschullehrer das Risiko einer psychischen Erkrankung. Bei 15 Prozent der Lehrkräfte wird sogar von einer starken psychischen Beeinträchtigung ausgegangen.

Alarmierend sei, dass Berufsschullehrer unter 30 Jahren am stärksten unter dem so genannten Burn-out-Syndrom litten, hieß es. Allgemein seien die Pädagogen überdurchschnittlich stark emotional erschöpft. Die Burn-out-Rate sei in diesem Beruf um 31 Prozent höher als bei Krankenpflegern, die als ebenfalls stark belastete Berufsgruppe gelten. Als Folge des hohen Stress-Niveaus im Beruf seien die Lehrer an Berufsschulen überdurchschnittlich häufig krank. Rund 68 Prozent fehlten mindestens einen Tag im Schuljahr am Arbeitsplatz. Als besonders belastend empfänden die Lehrkräfte den Umgang mit schwierigen Schülern, hieß es.

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