Ich bin in dem traditionsreichen »Metropolitan Club« auf der Madison Avenue. Hier bin ich nur reingekommen, weil mein Chef andere Pläne für diesen Abend hatte und mir seine Einladung vermachte.
In einem barocken Ballsaal, der mich an alte Sissi-Filme erinnert, findet die Konferenz der »Swiss Bankers Association« statt. Das Thema ist »Switzerland - A Dynamic Center of European Finance«. Vier hochrangige Köpfe aus dem Schweizer Bankenbusiness und der Bloomberg-TV Moderator Dylan Ratigan teilen sich den Platz auf der Bühne.
Die Diskussion dreht sich um die Schweiz als Zentrum des europäischen Finanzgeschäftes. Die letzte finanziell unabhängige »Insel« im weiten Euroland. Tenor der Veranstaltung: der Schweizer Franken sei sicher vor dem rapiden Wertverlust des Euro.
Mein Eindruck: Nach und nach mutiert die Konferenz zu einer Werbeveranstaltung für die Schweiz. Der Höhepunkt der Konferenz ist eine Rede während des anschließenden Dinners. Ein amerikanischer Banker, der ein paar Jahre in Zürich gelebt hat, schwärmt uns vor, wie zauberhaft es sei, dort zu leben. Eine halbe Stunde lang werden alle Vorteile der wunderbaren Schweiz erläutert. Ich frage mich nur, was ihn am Ende doch wieder nach Amerika verschlagen hat?!
Die Männer-Frauen-Gewichtung ist hier ähnlich wie bei anderen Veranstaltungen aus dem Bankenbusiness: Insgesamt zähle ich sechzehn Frauen (mich eingeschlossen) zu den Anwesenden. Hinzu kommen etwa 150 männliche Teilnehmer. Bei einigen Frauen erkenne ich das Geschlecht allerdings erst bei genauerem Hinschauen...
Das Essen - ein fünfgängiges Menü - ist köstlich. Neben mir sitzt ein ausgesprochen netter älterer Investment-Berater, mit dem ich mich ausgezeichnet unterhalte. Alles in allem ist die Veranstaltung doch noch lohnenswert, nicht zuletzt durch die Belustigung, wenn die Schweizer vorgestellt werden. Oder hat schon mal jemand einen Amerikaner »Ulrich Rübli« oder »Joachim Knabenhans« sagen hören?!