E-MAIL AUS NEW YORK Wohnungswahnsinn

Seit nun mittlerweile fast zwei Monaten arbeite ich für eine kleine private Investmentfirma. Kaum vorstellbar, dass es tatsächlich schon so lange ist.

Seit nun mittlerweile fast zwei Monaten arbeite ich für eine kleine private Investmentfirma. Kaum vorstellbar, dass es tatsächlich schon so lange ist.

Wie es dazu kam, was ich mache und ob ich damit am Ziel meiner Träume bin, werde ich nächste Woche berichten. Denn erst dann werde ich feststellen, ob es sich lohnt, weiter darüber nachzudenken, denn am nächsten Montag wird mir mein »Chef« meine berufliche Zukunft mitteilen.

Darüber hinaus befinde ich mich erneut auf Wohnungssuche. Warum auch nicht, mein Leben wäre schließlich zu geregelt, wenn ich sowohl Job als auch Wohnung hätte ...Meine Vermieterin hatte mir Ende Oktober sehr kurzfristig mitgeteilt, dass sie ihre Wohnung wieder selber nutzen wird. Also hieß es für mich Koffer packen.

Mit Stadtplan und U-Bahnkarte bewaffnet machte ich mich vor einigen Tagen auf den Weg, eine neue Unterkunft zu finden. Und das war alles andere als einfach. Insbesondere, da ich unter einem großen Zeitdruck stand, war ich nicht sonderlich entspannt. Mir verblieben ganze drei Tage, um aus meiner alten Wohnung auszuziehen. Ich musste mich also sputen.

Den ersten Termin hatte ich gleich morgens früh um neun Uhr dreißig. Am Tag zuvor war ich an diesem kleinen etwas schäbig aussehenden Maklerbüro vorbeigekommen und wurde auf eine der Anzeigen aufmerksam. Gesucht wurde ein Untermieter für ein möbliertes Studio für drei Monate. Das erschien mir genau richtig. So könnte ich mir in aller Ruhe meine Traumwohnung suchen. Also beschloss ich, mir dieses Apartment anzusehen. Womit ich allerdings nicht gerechnet hatte, waren die hohen Vermittlungsgebühren, die der Makler forderte. Ich sollte eine ganze Monatsmiete Maklergebühr zahlen, um drei Monate lang eine Wohnung zu haben. Das erschien mir unlogisch. Darüber hinaus sah das Zimmer nicht so aus, als würde ich mich auch nur einen Monat darin wohlfühlen.

Der zweite Versuch führte mich zu einem weiteren dunklen Loch, das sich Apartment schimpfte. Die Möbel in diesem waren ähnlich hässlich und sogar noch weniger einladend als in dem zuvor besichtigten. Bei dem dunkelbraunen Sofa hatte ich das Gefühl, dass sich all seine ?Vorbesitzer' darin verewigt hatten. Nun denn, ich jedenfalls wollte mich hier nicht einreihen.

Die nächsten fünf Apartments bürgten frustrierenderweise auch keine erfreuliche Überraschung. Eins war dunkler, lauter oder dreckiger als das andere. In einem waren die Dielen des Küchenbodens dermaßen schief, dass man allein vom Anschauen seekrank wurde. Von den besichtigten Badezimmern berichte ich vorsichtshalber gar nicht erst.

Am Ende dieses erfolglosen Tages war ich einfach nur froh, meine Schwester zu Besuch zu haben. Sie hat mich zu den einzelnen Wohnungsbesichtigungen begleitet, zu späterer Stunde sich aber eher hinterher geschleppt. Mit ihrem ausgesprochenen Sinn für Diplomatie hat sie auch dafür gesorgt, dass die Makler mit sich verhandeln ließen. Und ganz wichtig: sie hat mich unentwegt ermuntert weiterzusuchen. Mit unerschütterlicher Zuversicht hat sie mich das eine oder andere Mal davor bewahrt, Kompromisse einzugehen, die ich spätestens nach Mietvertragsunterschreibung wieder bereut hätte.

Und am dritten Tag - ich befand mich kurz vor der Verzweiflung - geschah es: Schon beim Aufschließen des mittlerweile 19. Appartments, das mir vorgeführt wurde, war mir klar, dass ich endlich gefunden hatte, wonach ich suchte. Meine eigene kleine Wohnung. Im quirligen »NoLIta« - dem Viertel nördlich von Little Italy. Rundherum lauter nette Cafes, Bars und Geschäfte, und ein ganz bestimmtes Flair.

Der Wohnungswahnsinn hat endlich ein Ende!

Fortsetzung folgt ...

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