FRAUEN IM BERUF Karrierehindernis Familie

Wenn's um die Karriere geht, haben es die Männer immer noch deutlich leichter. Aber Frauen können etwas dafür tun, diese Situation zu ändern.

Mehr als die Hälfte aller Abiturienten ist weiblich, fast die Hälfte der Hochschulabsolventen auch, danach aber hängen die Männer das andere Geschlecht ab. Das berufliche Fortkommen der Frauen dauert meist länger, und nur selten führt der Weg bis in die Chefetage. Das größte Karrierehindernis ist immer noch die Familie.

»Es hilft keiner Frau, über die bestehenden Verhältnisse zu klagen«, sagt Edith Schütte, die als Psychologin in Berlin Männer und Frauen in Sachen Karriere berät. »Das Gefühl, benachteiligt zu sein und daran nichts ändern zu können, hält viele Frauen davon ab, ihr berufliches Fortkommen voranzutreiben«, so die Psychologin.

Beim Vorgesetzten auffallen

Zunächst sei eine klare Vorstellung von den eigenen Zielen nötig. Folgen müsse die Beschäftigung mit den eigenen Fähigkeiten und den Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt. »Tendenziell verlassen sich Frauen eher darauf, dass ihre guten Leistungen automatisch honoriert werden«, warnt Helga Lukoschat von der Europäischen Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft in Berlin. Sie sollten aber wie die Männer stärker darauf achten, beim Vorgesetzen aufzufallen. Sonst könnten sie bei der nächsten Beförderung schlicht vergessen werden.

»Frauen müssen außerdem lernen zu fordern, damit sie nicht zu hilfsbedürftigen Wesen degradiert werden«, sagt Inge Sandstedt, Präsidentin des Verbandes deutscher Unternehmerinnen in Berlin.

Eine wichtige Forderung bleibe aber die nach einem flächendeckenden Netz an Ganztagsschulen und Kindertagesstätten: »Denn noch immer sitzen gut ausgebildete Frauen zu Hause, weil es an Betreuungsmöglichkeiten für die Kinder fehlt.«

Die Familie ist immer noch Frauensache

Auch Anne Jenter vom Bundesvorstand des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Berlin sieht hier ein Hauptproblem arbeitender Eltern. Oft müsse ein Elternteil zumindest teilweise zu Hause sein, in der Regel die Frau: »In Westdeutschland verdienen vollerwerbstätige Frauen im Schnitt rund 25 Prozent weniger als Männer«, erläutert Jenter. Deshalb arbeite nach der Familiengründung meist der Mann weiter.

Frauen können laut Jenter ihre Position aber auch selbst verbessern: »Wenn sie sich in Netzwerken engagieren und Kontakte knüpfen, haben sie viel größere Chancen beruflich weiterzukommen.« Das gelte nicht nur für Frauen, die es in die Führungspositionen ziehe: »Mentoren-Programme zum Beispiel helfen Frauen auf jeder Qualifikationsstufe, sich beruflich weiterzuentwickeln«, sagt Jenter.

Katharina Klink, dpa

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