Hamburg. - Merle Clement, die Tochter von Wirtschaftsminister Wolfgang Clement, hat Verständnis für den Widerstand gegen die von der Bundesregierung geplanten Reformen. "Ich kann den Unmut verstehen, den deine Vorschläge auslösen", sagte Tochter Merle zu ihrem Vater in einem Interview, das stern spezial Campus und Karriere mit den beiden zusammen führte. Während der Wirtschaftsminister in dem Gespräch für die Rente erst mit 67 Jahren plädiert, hält ihm seine Tochter entgegen: "Es gibt Leute, die im Gegensatz zu dir auch mal in Rente gehen wollen."
Clement selbst bezeichnet sich in dem Gespräch als "Gerechtigkeitsfanatiker". Aus diesem Grund sei er Mitglied in der SPD geworden. Sein Gerechtigkeitsbegriff habe sich in den letzten Jahren allerdings fundamental gewandelt – für ihn persönlich eine Konsequenz aus der anhaltend hohen Massenarbeitslosigkeit. "Wir haben in den 80er und 90er Jahren mehr Geld in den Arbeitsmarkt gepumpt als irgendeine andere Volkswirtschaft auf der Welt. Und es hat nicht allzuviel bewegt. Deshalb müssen wir umdenken." Seinen Gesinnungswandel erklärte Clement so: "Früher ging es für uns Sozialdemokraten vor allem um Verteilungsgerechtigkeit. Heute geht es eher um Chancengerechtigkeit. Jeder muss prinzipiell jede berufliche Chance ergreifen können. Wir schaffen mehr Anreize, allerdings auch mehr Sanktionen."