KARRIERE Mit Umgangsformen punkten

Informatik-Studenten in München erfahren in einem Benimmkurs, mit welchen Umgangsformen sie im Beruf und bei Bewerbungsgesprächen gewinnen können.

Soll man dem Personalchef zur Begrüßung als erster die Hand reichen? Darf man beim Geschäftsessen über Politik reden? Auf solche Fragen kennen junge Computerspezialisten, deren Fachkenntnisse in der Wirtschaft geschätzt sind, oft nicht die richtige Antwort. Weil aber viele Arbeitgeber Wert auf gute Umgangsformen legen, bietet ein Münchner Informatikprofessor seinen Studenten zum ersten Mal einen Benimmkurs an. 15 von ihnen lernen am 8. November in einem Münchner Hotel das Wichtigste von Händeschütteln bis Tischmanieren.

»Die Resonanz auf das Angebot ist riesig«, sagt Professor Arndt Bode, der mit dem Kurs »Fit für die Karriere« für deutsche Universitäten noch eher ungewohntes Terrain betritt. Er habe Anfragen auch von Studenten aus anderen Städten erhalten und sogar von Firmen, die ihre Mitarbeiter schulen wollten.

Informatikstudentin Viktoria Vieracker und ihre Schwester Melanie interessieren sich vor allem für das Thema Tischsitten. Sie wollen von dem Kurs auch für ihr Privatleben profitieren. Ihr Kommilitone Christian Marx, der im dreiteiligen Anzug erschienen ist, sagt: »Ich denke nicht, dass ich unhöflich bin und mich schlecht benehme, aber es gibt sicher Tricks und Kniffe, die man zu Hause nicht gelernt hat.« Auch sein Tischnachbar Arnim Kreutzer erwartet »so'n bissl Feinschliff von Manieren«, und wie man auf Fettnäpfchen beim Smalltalk reagiert.

Kopfzerbrechen bereitet vielen schon das Thema »Begrüßen und Bekanntmachen«, wie Kursleiterin Imme Vogelsang weiß. Man müsse immer abwarten, ob einem der Ranghöhere die Hand zum Gruß reicht. Wer aber hat den höheren Rang? Der Chef, der Ältere, die Dame? Wer den höheren Posten hat und nur der, wird sie den Studenten einschärfen. Vorsicht aber, wenn man dem Chef und seiner Frau im Supermarkt begegnet: Hier befinde man sich schon im Privatbereich mit etwas anderen Regeln.

Finger weg von schwierigen Speisen

Die Kinder der 68er-Generation hätten Etikette und Umgangsformen »leider nie gelernt«, meint Frau Vogelsang, die Geschäftsführerin einer Hamburger PR-Firma ist. Aber gerade diese Altersgruppe interessiere sich sehr dafür. In Discotheken treffe man bereits auf 16-jährige Krawattenträger, lacht sie. Für die Initiative »Treffpunkt Tisch« der Glas-, Keramik- und Besteckbranche leitet sie neben diesem Kurs verschiedene Projekte zur Förderung der Tischkultur.

Auch den Münchner Studenten wird sie ein stilvolles Drei-Gänge-Menü auftischen. Entspannung ist dabei nicht eingeplant, denn Frau Vogelsang hat als Vorspeise Spaghetti mit Scampi in der Schale vorgesehen: »Das ist schon mal katastrophal«, kündigt sie an. Manche Speisen könne man nämlich nicht ohne Probleme essen, und deshalb sollte man aufpassen, was man bestellt, lautet ihr Lernziel.

Als Hauptgericht gibt es dann Geflügel mit Knochen. Der Irrtum, dass man die Knochen zum Abnagen in die Hand nehmen dürfe, sei leider weit verbreitet, klagt die Kursleiterin. Und als Dessert erwartet die Studenten bröseliger Blätterteig. Übrigens, die Serviette gehört weder an den Hals noch auf den Tisch, sondern auf den Schoß, verrät Frau Vogelsang. Und man müsse sich jedes Mal, bevor man am Trinkglas nippt, den Mund abtupfen.

Mit Themen wie »Kleidung: Tipps und Fauxpas«, »Smalltalk« und »Körpersprache deuten« geht es am Nachmittag weiter. Bei diesem einem Kurs wird es an der Münchner Technischen Universität den Veranstaltern zufolge nicht bleiben. Und Frau Vogelsang möchte im nächsten Jahr auch Benimmkurse für Studenten in Berlin, Hamburg und Köln abhalten.

Bianka Piringer

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