In der Glitzerwelt der Swarovski-Läden herrschen offenbar für Mitarbeiter rauhe Sitten. Wie die Schweizer Zeitung "Blick" berichtet, wurde eine erfolgreiche Verkäuferin der Schmuckkette wegen Äußerlichkeiten aus dem Job gemobbt. Und auch der anschließende Arbeitskampf wurde zur nervenaufreibenden Hängepartie.
Dabei war Viktoria Harmath eigentlich eine wertvolle Mitarbeiterin. Noch 2015 sei sie die zweitbeste Uhrenverkäuferin aller 18 Schweizer Swarovski-Läden gewesen, berichtet Blick. Zur Belohnung habe es eine Uhr im Wert von 700 Franken gegeben (rund 640 Euro). In der Mitarbeiterbeurteilung habe es geheißen: "Viktoria ist sehr kundenorientiert. Sie ist sehr flexibel, motiviert und arbeitet immer mit guter Laune."
Doch schon wenige Monate später, im Oktober vergangenen Jahres, drehte sich die Stimmung offenbar komplett. Die 39-jährige Mutter erhielt von ihrem Arbeitgeber einen Brief, der ihr Fehlverhalten in mehreren Punkten vorwirft.
Fehlverhalten sorgsam aufgeschlüsselt
Punkt eins betrifft "Erscheinungsbild und Auftreten" der Verkäuferin: "Ein gepflegtes Make-up soll zu jeder Zeit getragen werden." Auch Frau Harmaths "Körpersprache, Gestik und Mimik" passt den Vorgesetzten nicht. Man wünsche sich "jederzeit eine gesunde und aktive Körperhaltung", heißt es in dem Brief, den Blick online gestellt hat. "Das Anlehnen an Vitrinen oder Counters und das Aufhalten hinter der Kasse wirken unprofessionell und machen einen gelangweilten Eindruck." Außerdem soll Viktoria Harmath mehr Leidenschaft und Engagement zeigen sowie das Plaudern mit Kollegen einschränken. "Für die Verbesserung der oben genannten Punkte geben wir dir vier Wochen Zeit", heißt es zum Abschluss. Andernfalls könne man weitere disziplinarische Maßnahmen nicht ausschließen.
Auch der direkte Umgang mit Vorgesetzten wird nun unangenehm. Die Chefin soll sie im Laden vor Kolleginnen als dick beschimpft und gefragt haben, ob sie schwanger sei. Ein andermal sei sie in die Parfüm-Abteilung geschickt worden, um sich neu schminken zu lassen, berichtet Harmath. Swarovski wollte sich gegenüber der Schweizer Zeitung nicht zu dem Fall äußern. Eine Sprecherin sagte lediglich allgemein, bezüglich Mobbing gebe es bei Swarovski null Toleranz.
Nach Aussage von Harmath zitiert die Chefin die Verkäuferin am 30. Dezember zu sich, um sie zu feuern. Doch das formale Kündigungsschreiben lässt auf sich warten und ist dann auch noch von den falschen Leuten unterzeichnet, sodass Harmath monatelang in einem Schwebezustand hängt. Auch gegen Wortlaut und Form des Arbeitszeugnisses geht Harmath vor. Im August wurde der Streit vor einem Gericht beigelegt.