Fast 40 Prozent aller deutschen Unternehmen sind in den vergangenen zwei Jahren Opfer von Wirtschaftskriminalität geworden. Deutschland liegt damit über dem westeuropäischen Durchschnitt von 34 Prozent, wie die Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers am Mittwoch in Frankfurt am Main berichtete. Häufigste Delikte sind Betrug und Untreue. Der finanzielle Schaden aus den verschiedenen Delikten liege für ein Unternehmen bei durchschnittlich rund zwei Millionen Euro.
Großunternehmen besonders beliebt
Große Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeitern sind der Studie zufolge deutlich häufiger Opfer krimineller Handlungen als kleinere Unternehmen. Am stärksten betroffen seien die Banken.
Rückgang zu 2001
Zwar ging die Wirtschaftskriminalität in Deutschland im Vergleich zu den Ergebnissen der Studie von 2001 um fast acht Prozent auf 39 Prozent zurück. "Aufgrund unserer Erfahrungen ist es jedoch unwahrscheinlich, dass die Bedrohung in Deutschland signifikant abgenommen hat", sagte Karl-Heinz Maul, Partner bei PwC. Nicht alle Fälle kämen ans Licht. Sicher sei, dass die Wirtschaftskriminalität immer noch auf einem hohen Niveau leicht über dem westeuropäischen Durchschnitt liege.
Veruntreuung liegt weit vorne
Den Angaben zufolge ist die Veruntreuung von Vermögen in Deutschland mit einem Anteil von 33 Prozent das häufigste Delikt. An zweiter Stelle stehen mit 12 Prozent kriminelle Handlungen mittels Informationstechnologien (Cybercrime). Danach folge Produktpiraterie (8 Prozent), Korruption und Falschbilanzierung mit je 6 Prozent.
Vieles wird gefährlicher eingestuft
Allerdings gibt es eine deutliche Diskrepanz zwischen der realen Gefahr und der Wahrnehmung der Befragten. So gehen der Studie zufolge 21 Prozent davon aus, dass Falschbilanzierung das häufigste Delikt sei. Auch Industriespionage und Korruption würden gefährlicher eingeschätzt, als sie statistisch nachgewiesen würden. Auf der anderen Seite werde die Bedeutung von Geldwäsche und Cybercrime unterschätzt.
Entdeckung oft nur durch Zufall
Fast ein Drittel der kriminellen Handlungen wird den Angaben zufolge in Deutschland durch Zufall entdeckt, in Westeuropa gelte dies für fast die Hälfte aller Delikte. Weitere 27 Prozent könnten nur durch Hinweise aufgedeckt werden. Insgesamt haben die Kontrollen in den Unternehmen den Angaben zufolge zugenommen. Dabei spiele auch eine Rolle, dass die Firmen auf der Suche nach Einsparpotenzialen ihr Controlling verstärkt hätten. Für die Studie wurden weltweit Vorstände und Geschäftsführer von 3.623 Unternehmen befragt.