Klinikärzte kommunaler Krankenhäuser in fast ganz Deutschland treten an diesem Montag in einen unbefristeten Streik. Sie fordern mehr Gehalt und eine bessere Bezahlung der Bereitschaftsdienste. "Vom Start weg werden bundesweit mehr als 200 kommunale Kliniken vom Streik der Krankenhausärzte erfasst", sagte Hans-Jörg Freese, Sprecher der Ärztegewerkschaft Marburger Bund.
Zum Auftakt ist eine zentrale Kundgebung in München geplant. Für Patienten bedeutet der Streik, dass die Versorgung der Notfälle gesichert ist, planbare Operationen aber verschoben werden. Die ärztliche Versorgung werde in etwa auf Wochenendniveau heruntergefahren, hieß es. Die Ärztegewerkschaft warnte, es werde zu tagelangen Verzögerungen in den Behandlungsabläufen kommen und empfahl Patienten, sich nach Möglichkeit in Unikliniken, kirchlichen oder privaten Krankenhäusern behandeln zu lassen. In einigen Bundesländern beteiligen sich nach Angaben der Gewerkschaft Ärzte in jedem zweiten kommunalen Krankenhaus.
Die Tarifverhandlungen für die etwa 55.000 Ärzte an den rund 700 kommunalen Krankenhäusern waren Anfang April gescheitert. In einer Urabstimmung hatten daraufhin 93 Prozent der Mitglieder des Marburger Bundes für den Ausstand gestimmt. Die Gewerkschaft fordert fünf Prozent mehr Gehalt. Die Arbeitgeber hatten zuletzt 2,9 Prozent mehr Geld für 33 Monate bei höheren Vergütungen für Bereitschaftsdienste angeboten. Nicht gestreikt wird in Hamburg und Berlin, wo bereits Tarifverträge mit den kommunalen Arbeitgebern vereinbart wurden.
Die Arbeitgeber werfen dem Marburger Bund vor, er erwecke den Eindruck, für bessere Arbeitsbedingungen zu streiken. Dabei gehe es ausschließlich um mehr Geld. Nach Angaben des Marburger Bundes sparen dagegen rund 5000 offene Arztstellen in Deutschland den Krankenhäusern 350 Millionen Euro. Bei dem angekündigten Streik gehe es um rund 90 Millionen Euro. Die Gewerkschaft will am Freitag entscheiden, ob der Ausstand fortgesetzt wird.
Der Marburger Bund empfahl Patienten, sich für nähere Informationen entweder an die Krankenhäuser oder an die Ärztekammern zu wenden. Auch die Ärztegewerkschaft bietet im Internet unter marburger-bund.de Informationen zu den einzelnen Krankenhäusern.