Seit mehr als zwei Jahren versorgt das Krankenhaus-Personal in Deutschland Corona-Patienten. Nun brauchen auch Geflüchtete aus der Ukraine medizinische Versorgung. Vorsitzende Susanne Johna erklärt, wie das klappen kann und warum nun ein Streik droht.
Krankenhaus-Ärzte "Enorme Belastung": Marburger Bund ruft zum Streik auf – auch für bessere Versorgung von Kriegsflüchtlingen

Die Vorsitzdende des "Marburger Bund", Susanne Johna, spricht über die medizinische Versorgung der ukrainischen Flüchtlinge in Deutschland. Es geht zum einen um die Geflüchteten, die chronische Erkrankungen haben und dauerhaft behandelt werden müssen und die andere sind Verwundete/Kriegsverletzte, die im Krankenhaus behandelt werden müssen. Wichtig ist in ihren Augen, die Bürokratie jetzt so gering wie möglich zu halten. "Es kann nicht sein, dass Ärzte sich um Papierkram kümmern müssen und dadurch belastet sind statt Zeit für die Patienten zu haben", sagt Johna. Zum Beispiel könnten die Flüchtlinge eine spezielle elektronische Gesundheitskarte bekommen, die dann eine unkomplizierte Behandlung ermöglicht. Die hat man bereits in der Flüchtlingskrise 2015 eingesetzt. Der Marburger Bund würde sich wünschen, dass sich alle Bundesländer diesem Projekt anschließen. Generell wird es jetzt noch eine höhere Belastung geben zum Beispiel in den Krankenhäusern als ohnehin schon durch Corona. Aber man will sich mit aller Kraft dieser Aufgabe stellen, denn die gesundheitliche Betreuung der ukrainischen Patienten ist wichtig. Bezüglich des Corona Impfstatus geht man davon aus, dass nur ein Drittel geimpft sind. Das muss jetzt schnell organisiert werden – auch Impfungen gegen Masern!
Morgen ruft der Marburger Bund zum Streik in kommunalen Krankenhäusern auf. Die Forderung: Mehr Geld, zwei freie Wochenenden pro Monat und maximal vier Bereitschafts-Dienste. Die Belastung ist derzeit enorm. Vermehrt sieht man wieder viele Corona-Patienten, gleichzeitig gibt es auch Patienten aus der Ukraine. Für Pflegende gab es einen Corona-Zuschuss, für Ärzte nicht. Sie wollen nun eine Entlastung – vor allem auch um eine gute Versorgung der Patienten dauerhaft zu sichern. Sonst könnte es sein, dass eine Abwanderung der Ärzte droht. Schon jetzt sieht man, dass viele Ärzte in Teilzeit arbeiten, weil die Belastung sonst zu hoch wäre. Wenn jetzt die Corona-Regeln wegfallen, rechnet Dr. Johna damit, dass es wieder mehr Patienten geben wird, zumal man jetzt gerade schon wieder mehr Ältere beobachtet, die mit Corona ins Krankenhaus müssen. Sie fordert die Bundesländer dazu auf von der Hotspot-Regelung Gebrauch zu machen und die Maske freiwillig noch in Innenräumen zu tragen – zumindest noch die nächsten 2-3 Wochen.