Besuchertag in der Bundesbank Anfassen ja - aber nicht mitnehmen!

Zum ersten Mal hat die Bundesbank in Frankfurt ihre Tore für Besucher geöffnet, 28.000 Menschen nahmen das Angebot an. Sie durften Präsident Jens Weidmann mit Fragen löchern und Goldbarren streicheln.

"Herr Weidmann, sind Sie eigentlich Millionär?", ist die erste Frage bei der Bürgerfragestunde mit Bundesbankpräsident Jens Weidmann - ein kleiner Junge hat sie gestellt und zieht damit die Lacher der Besucher im Vortragssaal auf sich. Der kecke Besucher ist einer von 28.000, die sich laut Bundesbank am Samstag auf den Weg gemacht haben, um beim Tag der offenen Tür Einblick in die Arbeit der Hüter der Geldwertstabilität zu erhalten.

An ihren zwei Frankfurter Standorten, der Zentrale und der Hauptverwaltung, hat die Bundesbank am Samstag und Sonntag zum ersten Mal ihre Pforten für das interessierte Publikum geöffnet. "Wir wollen vermitteln, wie wichtig es ist, stabiles Geld zu haben", erklärt der Chefbanker den Besuchern das Anliegen der Bundesbank.

Besucher beschäftigten vor allem zwei Themen

Geduldig stellt sich Jens Weidmann den Fragen der Besucher. Die beschäftigt vor allem zwei Themen: Die niedrigen Leitzinsen in der Eurozone und die Meinung des Bundesbankpräsidenten über die Eurokrise. "Die Anpassungsprozesse in den Krisenländern sind weder bei der Verschuldung noch bei Wettbewerbsfähigkeit abgeschlossen. Wir stehen etwa in der Mitte des Weges. Und die zweite Halbzeit ist häufig mühsamer als die erste", gibt Weidmann beim Thema Eurokrise zu bedenken.

Bezüglich der niedrigen Leitzinsen erklärt der Bundesbankpräsident seine Position in der Europäischen Zentralbank (EZB): "Im EZB-Rat muss ich im Sinne des gesamten Euroraumes entscheiden." Die Entscheidung bei einer eigenständigen Geldpolitik Deutschlands sähe anders aus, gesteht er ein.

Lange Schlangen bei den Goldbarren

In Zeiten niedriger Zinsen für Sparer ist die Faszination der Besucher für ein Edelmetall besonders groß: Gold. Einmal einen Barren in der Hand halten, dafür steht Stephan Voogt seit einer halben Stunde an. Einen 12,5 Kilogramm schweren und aktuell 350.000 Euro teuren Goldbarren zeigt die Bundesbank in einem dem original Tresor nachempfundenen Raum. Zum Vergleich dürfen die Besucher auch Aluminium und Gusseisen fühlen. Stephan Voogt ist begeistert, als er das funkelnde Metall in den Händen hält: "Das Gold ist so schwer wie die anderen Metalle zusammen", sagt er. "Einmal so etwas Wertvolles in den Händen zu halten, ist schon etwas ganz Besonderes", freut er sich.

Zahlreiche Spiel-Stationen für Kinder

Die 14-Jährige Anne Köster hat dagegen etwas ganz und gar wertloses in der Hand: Ein Tütchen mit geschredderten Zehn- und Zwanzigeuroscheinen hat sie an einem der zahlreichen weißen Zelte, die die Bundesbank im Hof der Zentrale aufgebaut hat, geschenkt bekommen. Als Gegenleistung muss sie den ursprünglichen Wert des Inhalts eines Glasbehälters voll mit geschreddertem Geld schätzen. "Es sind 2.200.000 Euro", ist ihr Tipp.

Die Station mit geschreddertem Geld ist nur eine von vielen, an der Kinder am Tag der offenen Tür auf spielerische Weise an Notenbankthemen herangeführt werden. In einem Kletterparcours erspielen sie sich das Thema Finanz- und Währungsstabilität. In einem Kugelspiel können die Gäste erproben, wie schwierig es ist, die Geldpolitik zu steuern.

Vergütung des Bundesbank-Chefs kein Geheimnis

Um den Arbeitgeber Bundesbank kennenzulernen, sind Christoph Göbel und Felix Grosenberger extra aus der Nähe von Würzburg zum Tag der offenen Tür angereist. Die zwei angehenden Banker haben sich einen Platz in der Bürgerfragestunde gesichert, um den potenziellen Chef, Jens Weidmann, aus nächster Nähe zu erleben.

Der ist mit seinem Job zufrieden, wie er dem kleinen Jungen, der sich nach seinem Vermögen erkundigt, versichert: Er sei kein Millionär, verdiene aber nicht schlecht und habe eine sehr interessante und wichtige Aufgabe, sagt Weidmann. Im übrigen ist die Vergütung des Bundesbank-Präsidenten kein Geheimnis. Aus dem Geschäftsbericht geht hervor, dass er im vergangenen Jahr rund 418.000 Euro verdient hat. Volkswagen-Chef Martin Winterkorn kam 2013 auf rund 15 Millionen Euro.

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Jana Kinne/DPA